CD: OKSANA VOLKOVA: POISON D’AMOUR – Kaunas City Symphony Orchestra, Constantine Orbelian
Für die Freunde der französischen Oper ein Muss
Mit ihrem Album «Poison d’amour», erschienen beim Label «DELOS», gibt die weissrussische Mezzosopranistin Oksana Volkova einen schönen Überblick über ihr Repertoire. Volkova ist seit gut zwanzig Jahren hauptsächlich in Osteuropa aktiv, war aber auch schon an der Bayerischen oder Hamburgischen Staatsoper oder der Metropolitan Opera in New York zu erleben.
Volkova beginnt ihr Album mit «O ma lyre immortelle» aus «Sapho» (1851) von Charles Gounod. Der Abschied der antiken Dichterin von ihrem Geliebten Phaon, bevor sie Suizid begeht, gelingt ihr eindrücklich mit kontrollierter Dramatik und gut geführter Stimme. Charles Gounod erhielt das Libretto zu seiner ersten Oper durch Vermittlung der grossen Mezzosopranistin Pauline Viardot-García: sie sang in der Uraufführung dann auch die Titelrolle. Camille Saint-Saëns einzige heute noch regelmässig gespielte Oper ist die vom Koponisten Pauline Viardot-García gewidmete «Samson et Dalila» über die Geschichte des Heroen Samson und seine Widersacherin und Verführerin Delila. Die beiden grossen Arien der Dalila, «Printemps qui commence» und «Mon coeur s’ouvre à ta voix», gelingen Volkova so, dass sofort klar wird, warum Samson Dalila nicht widerstehen kann. «Ti pripomni jak lotaz kalisti u lugah mi zbirali» («Erinnere Dich, wie wir in der Wiese Blumen zupften») aus der Oper «Die graue Legende» ihres Landsmannes Dmitry Smolsky (1937-2017) gelingt Volkova eindrücklich. Ein erster Höhepunkt der Aufnahme ist die schwermütige Romanze «Connais-tu le pays» der Mignon aus der gleichnamigen Oper von Ambroise Thomas. Die Sehnsucht nach dem Geliebten ist vom ersten bis zum letzten Ton intensiv zu spüren In «Vsyu noch zhdala ego ya ponaprasnu» aus «Sadko» von Nikolai Rimsky-Korsakow sehnt sich Lyubava nach ihrem Mann Sadko. Mit «Pleurez! Pleurez mes yeux» aus einer der letzten, viel zu selten gespielten Grand Opéras, «Le Cid» von Jules Massenet, trauert Chimène ihrem Cid, dem spanischen Helden der Maurenkriege, nach, der einmal mehr in den Krieg zieht. Mit «Prostite vi, kholomi, polia rodniye» nimmt Jeanne d’Arc in «Die Jungfrau von Orléans» von Pjotr Iljitsch Tschaikowski von der Heimat Abschied, um die Truppen Frankreichs ins Feld zu führen. Hier ist Volkova wieder ganz bei sich. Ein weiter Höhepunkt sind die wundervoll interpretierte «Seguidilla» aus «Carmen» und «Sily potainye» aus Mussorgskis «Chowantschtschina». Mit «Va! Laisse couler mes larmes» aus «Werther» kehrt Volkova nochmals zu Massenet zurück und macht deutlich, wie sehr ihrer Stimme das französische Fach liegt. Mit den letzten beiden Titeln, «Voi lo sapete o Mamma» aus «Cavalleria Rusticana» von Pietro Mascagni und «Acerba voluttà» aus «Adrianna Lecouvreur» von Francesco Cilea, wechselt Volkova zum Verismo. Auch hier kann sie mit ihrem wunderbaren Mezzo punkten.
Das Kaunas City Symphony Orchestra unter Leitung von Constantine Orbelian ist mit wunderbar leidenschaftlichem Spiel die perfekte Begleitung für diese Aufnahme.
Für die Freunde der französischen Oper ein Muss!
08.04.2021, Jan Krobot/Zürich