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CD: Oboenkonzerte von Bach mit Celine Moinet bei Berlin Classics

Wenn die Oboe zur Erzählerin wird

15.09.2019 | cd

Oboenkonzerte von Bach mit Celine Moinet bei Berlin Classics

Wenn die Oboe zur Erzählerin wird

Neue CD mit Celine Moinet bei Berlin Classics erschienen/

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Sie ist die Solooboistin der Staatskapelle Dresden und hat zu Johann Sebastian Bach eine ganz persönliche Beziehung. Dies merkt man dieser Neuaufnahme mit Celine Moinet an, die sie nun mit dem Orchester l’arte del mondo unter der Leitung von Werner Ehrhardt vorgelegt hat. Zu Lebzeiten Johann Sebastian Bachs war das Instrument an Fürstenhöfen und in der Kirchenmusik populär. Etwas von diesem Glanz strahlt auch die vorliegende Aufnahme aus, was bei der differenzierten Wiedergabe der Concerti BWV 1035r, 1055 und 1059 zutage tritt. Gravitätisches Pathos und tänzerische Grazie bleiben bei dieser gelungenen Bach-Interpretation stets im Gleichgewicht. Insbesondere die bilderreiche Klangwelt und rationalistisch geprägte Ausdruckskunst kommen hier nicht zu kurz. Chromatische und kontrapunktische Spitzfindigkeiten werden in facettenreicher Weise ausgekostet, wobei das Orchester l’arte del mondo die Solistin immer wieder sehr dezent und ausgesprochen durchsichtig begleitet. Die gründliche Verarbeitung der Themen kommt dabei nicht zu kurz. Die großen technischen und physischen Herausforderungen werden dabei souverän gemeistert, weil die Oboe wirklich zur Erzählerin wird. Bei den sinfonischen Kantaten „Weinen, Klagen, Sorgen, Zagen“ und „Ich hatte viel Bekümmernis“ von Johann Sebastian Bach aus dessen Weimarer Zeit gelingt es Celine Moinet, ihr Instrument im Rahmen einer einfühlsamen Klangrede ganz persönlich zum Zuhörer sprechen zu lassen. Die Kunst des Cantus firmus kann sich so gut entwickeln. Für Celine Moinet ist gerade Bach das Menschlichste, das ihr in der Musik begegnet ist. Für sie als Künstlerin ist es vertrauenbringend. Dies merkt man der klanglich recht ausgewogenen Einspielung an. Sie möchte dabei die Härte der modernen Oboe etwas kaschieren und weiche, dunkle Farben einbringen. Sehr elektrisierend wirkt außerdem die Wiedergabe des Concerto in D minor von Alessandro Marcello. Venezianischer Stil und modische Facetten blitzen dabei immer wieder leuchtend auf. Selbst die feinsinnigen lyrischen Arabesken stechen markant hervor, die zuweilen sogar noch einfühlsamer musiziert werden könnten. Interessant ist, mit welcher graziösen Konsequenz die zahlreichen Verzierungen dabei verdeutlicht werden.

Alexander Walther    

 

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