CD: Nuria Rial, Juan Sancho: Human Love, Love Divine – Capella Cracoviensis, Jan Tomasz Adamus

Wenn es in der Kunst um Liebe geht, geht es in aller Regel um Begehren. Zielt dieses Begehren nicht auf Reichtum, Macht oder Weisheit zielt, dann ist es das Wesen des Lyrischen, des subjektives Erleben, der Gefühle, der Stimmungen oder der  Gedanken selbst. Die Spannung des Subjekts gegenüber dem Objekt seines Begehrens kann ebenso wie Entspannungsmomente in Musik ausgedrückt werden. Besonders ausgeprägt war diese „Sprache“ im Zeitalter des Barock. Im 18. Jahrhundert war Georg Friedrich Händel der Meister darin, menschliche Sehnsüchte in Musik zu fassen.

Für das vom 11. bis 14. August 2019 bei Radio Kraków aufgenommene Album haben sich Nuria Rial und Juan Sancho entsprechend Arien und Duette für Sopran und Tenor aus Opern, Oratorien und Kantaten Händels ausgesucht. Begleitet werden sie von Capella Cracoviensis unter Jan Tomasz Adamus, die sich in fünf Tracks auch selber vorstellt. Ihr Spiel ohne Ecken und Kanten überzeugt durch Farbigkeit.

Rials Stimme begeistert in dieser Aufnahme mit ihrer kühlen Klarheit und perfekten Technik. Ganz im Gegensatz zu Sanchos Interpretationen ist ihr die gerade für das Thema der Liebe so essentielle Leidenschaft anzuhören. Sanchos Tenor ist eine „barockuntypische“ Stimme: Die Stimme hat eine starke, metallische Farbe und klingt entsprechend viril. Die Höhen muss er im Falsett nehmen.

So unterschiedlich die Stimmen im Einzelnen klingen, harmonieren sie in den Duetten doch.

03.10.2020, Jan Krobot/Zürich