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CD: Nicolò Balducci: AMORE DOLORE • Baroque Academy Gothenburg Symphony, Dan Laurin

04.03.2023 | cd

CD: Nicolò Balducci: AMORE DOLORE • Baroque Academy Gothenburg Symphony, Dan Laurin

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Ein beeindruckende, neue Stimme

Der junge Counter-Tenor Nicolò Balducci (*1999) legt beim Label BIS eine Einspielung barocker Arien unter dem Titel «Amore Dolore» («Liebe und Schmerz») vor. Dabei begleitet ihn die «Barockakademin Göteborgs Symfoniker» («Barockakademie der Göteborger Symphoniker»). Die musikalische Leitung hat Dan Laurin.

Balducci wählte für seine Einspielung Arien von Riccardo Broschi (ca. 1698-1756), Egidio Romualdo Duni (1708-1775), Georg Friedrich Händel (1685-1759) und Antonio Vivaldi (1678-1741) aus. Händel und Vivaldi sind bekannt und müssen nicht weiter vorgestellt werden. Der Komponist Riccardo Broschi wurde in Neapel ausgebildet und war im Laufe seine Karriere auch «compositore di musica» Hofe Carl Alexanders von Württemberg-Winnental in Stuttgart. Bekannt ist er heute hauptsächlich, weil er der Bruder des Star-Kastraten Farinelli (Carlo Broschi) war und diesem seine Werke in die Kehle komponierte. Trotz seiner operngeschichtlichen Bedeutung praktisch vergessen ist Egidio Romualdo Duni. Geboren wurde Duni als Sohn des «maestro di capelle» in Matera und erhielt entsprechend den ersten musikalischen Unterricht vom Vater. Mit neun Jahren kam er nach Neapel, wo er an verschiedenen Institutionen seine weitere Ausbildung erhielt. Mit ersten Opernerfolgen in Rom wurde er zum erfolgreichen Konkurrenten von Giovanni Battista Pergolesi (1710-1736). Bis 1760 wirkte Duni in Italien; ab 1748 war er «maestro di cappella» am Hof von Philippe de Bourbon, dem Herzog von Parma, und Musiklehrer von Isabella, der Tochter des Herzogs und künftigen Kaiserin Österreichs. Über das gesellschaftliche Leben in Parma, das sich am französischen Hof orientierte, kam Duni mit der französischen Kultur und der Opéra comique in Kontakt. 1760 wurde Duni «directeur de la musique» am Théâtre-Italien und begann im französischen Stil zu komponieren. Seine französischen Werke sind dadurch geprägt, dass immer wieder ein reich verzierter italienischer Stil durchscheint und er virtuos mit dem Einsatz von Ensembles umgeht.

Bereits in «Son qual nave ch’agitata» aus Broschis «Artaserse» überzeugt Nicolò Balducci mit einer traumwandlerischen Koloratur-Sicherheit. Dan Laurin begleitet die gefühlvoll vorgetragene Schmerzensarie «Misero pargoletto» (aus Dunis «Demofoonte») auf der Barock-Flöte. Präsentiert Balducci seine Höhensicherheit und beachtliche Tiefen. In «Sperai vicino il lido» (ebenfalls aus Dunis «Demofoonte»). In den Händel-Hits «Lascia ch’io pianga» (aus «Rinaldo») und «Ombra mai fu» (aus «Serse») überzeugt Balducci mit seiner grossen Musikalität und geschmackvollen Verzierungen. «Crude furie degl’ orridi abissi» (ebenfalls aus «Serse») ist geprägt von einer Mischung virtuoser Koloraturen und grossem deklamatorischem Aplomb. Antonio Vivaldi ist mit vier Arien auf dieser Silberscheibe vertreten: «Gelido in ogni vena» aus «Farnace» RV 711, «Nel profondo cieco mondo» und «Sol da te, mio dolce amore» aus «Orlando furioso» RV 728 und «Sento in seno» aus der verschollenen Oper «Tieteberga» RV 737. Hier kommen alle Vorzüge von Balduccis Stimme zusammen: die enorme Höhensicherheit, die beeindruckenden Tiefen, die grosse Textverständlichkeit und das wunderbar frische, glasklare und doch individuelle Timbre der Stimme.

Die «Barockakademin Göteborgs Symfoniker» erweist sich mit ideal zwischen Akzent und Sentiment austariertem Spiel als ideale Sängerbegleiterin. Mit der Ouvertüre zu Händels «Giulio Cesare» HWV 17 und der Sinfonia zum 1. Akt von Vivaldis «Orlando Furioso» RV 728 hat die Barockakademin auch zwei solistische Auftritte.

Ein beeindruckende, neue Stimme!

04.03.2023, Jan Krobot/Zürich

 

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