Mozart und Poulenc: Familienharmonie und musikalischer Feingeist
Das Album „Double & Triple Piano Concertos“ des Orchestre de la Suisse Romande unter der Leitung von Kent Nagano bietet eine bemerkenswerte Hommage an familiäres Musizieren. Gemeinsam mit Mari Kodama, Momo Kodama und Karin Kei Nagano widmet sich der Dirigent den Klavierkonzerten von Mozart und Poulenc, die für zwei bzw. drei Klaviere konzipiert sind. Die Werke, die Mozarts familiären Umfeld entstammen und Poulencs Neoklassizismus atmen, eröffnen faszinierende Perspektiven auf den Dialog zwischen Intimität und künstlerischer Präzision.
Mozarts Tripelkonzert, ursprünglich für Gräfin Lodron und ihre beiden Töchter geschrieben, beeindruckt durch seinen galanten Stil und die charmante Leichtigkeit der drei Klavierstimmen. Kent Nagano und das Orchestre de la Suisse Romande schaffen eine elegante Grundlage, die jedoch stellenweise etwas an dynamischer Bandbreite vermissen lässt. Die Pianistinnen Mari Kodama, Momo Kodama und Karin Kei Nagano überzeugen mit ihrem gut abgestimmten Zusammenspiel, das durch eine klare Artikulation und eine feine Phrasierung besticht. Die klangliche Balance zwischen Solisten und Orchester ist stellenweise etwas problematisch: Die Klaviere wirken in den Tuttipassagen gelegentlich zu zurückhaltend, was dem funkelnden Charakter des Werks etwas Abbruch tut. Besonders im lebhaften Rondofinale wäre eine prägnantere Dynamik und eine stärkere Differenzierung der Themen wünschenswert. Dennoch gelingt es den Musikerinnen, den tänzerischen Esprit des Satzes durch subtile Nuancen in der Artikulation zum Leben zu erwecken.
Im Doppelkonzert für zwei Klaviere zeigt sich das Zusammenspiel der Kodama-Schwestern Mari und Momo auf einem bemerkenswert hohen Niveau. Das Orchester wirkt hier engagierter als im Tripelkonzert, insbesondere im ersten Satz, wo die phrasierten Linien der Holzbläser und der dynamische Schwung der Streicher den Charakter des Werks prägen. Die Solisten gestalten den Dialog zwischen den Klavieren mit Sorgfalt und Esprit. Besonders im Andante wird die emotionale Tiefe des Werks durch die subtile Kommunikation zwischen den Pianistinnen spürbar. Das abschließende Rondo, geprägt von verspielter Virtuosität, wird mit Präzision und Charme dargeboten, wobei die synchrone Artikulation der Schwestern die Musik durchweg trägt.
Poulencs Doppelkonzert markiert einen faszinierenden Kontrast zu den Werken Mozarts. Mit seinem neoklassizistischen Stil, der Eleganz und Witz vereint, fordert es von den Solisten eine breite Palette musikalischer Ausdrucksmöglichkeiten. Die Kodama-Schwestern meistern die stilistische Vielschichtigkeit mit Bravour. Vom dramatisch zugespitzten ersten Satz bis hin zum lyrischen Mittelsatz zeigt sich eine außergewöhnliche Fähigkeit, zwischen explosiver Energie und poetischer Zartheit zu changieren.
Das Orchestre de la Suisse Romande unter Naganos Leitung begleitet die Pianistinnen mit klarem Verständnis für die rhythmischen und harmonischen Feinheiten des Werks. Besonders im Finale, wo repetitive Figuren und schnelle Läufe die Virtuosität der Solisten betonen, entfaltet sich eine sprühende Energie, die den spannungsvollen Charakter von Poulencs Musik herausstellt.
Das Album „Double & Triple Piano Concertos“ ist ein schönes Zeugnis für die Verbindung von familiärer Intimität und musikalischem Können. Während die Aufnahmen der Mozart-Konzerte stellenweise an klanglicher Balance und dynamischer Energie einbüßen, überzeugt besonders das Doppelkonzert von Poulenc durch seinen feinsinnigen Dialog und die präzise Gestaltung. Kent Nagano und seine musikalische Familie erschaffen ein hörenswertes Porträt von Werken, die nicht nur technisch anspruchsvoll, sondern auch emotional tiefgründig sind. Ein Album, das sowohl durch seine Konzeption als auch durch seine Interpretation kurzweilig ist.
Dirk Schauß, im November 2024
Mozart & Poulenc
Double & Triple Piano Concertos
Mari Kodama, Klavier
Momo Kodama, Klavier
Karin Kei Nagano, Klavier
Orchestre de la Suisse Romande
Kent Nagano, musikalische Leitung
PTC 5187202