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CD mit Werken von John Dowland und Nuno Corte-Real bei Artway Records erschienen

26.02.2021 | cd

Musik von John Dowland und Nuno Corte-Real bei Artway Records

In Shakespeares Schatten

CD mit Werken von John Dowland und Nuno Corte-Real bei Artway Records erschienen/

Nuno Corte-Real gilt als einer der wichtigsten portugiesischen Komponisten der Gegenwart. Auf seinem neuen Album „Time stands still“ widmet er sich der Musik des englischen Renaissance-Komponisten John Dowland, die er mit eigenen Werken kombiniert. Herausgekommen ist eine interessante Aufnahme mit dem Ensemble Darcos und der Sopranistin Ana Quintans. Klarer musikalischer Ausdruck und Freiheit sind dabei die kennzeichnenden Elemente von Nuno Corte-Real. Sein Ziel ist es, ein stilistisches Gleichgewicht zu finden. Dies zeigt sich bei den Nummern „Mr. Sergio Azevedo’s Prelude“, „Mr. Antonio Pinho Vargas his Pavan“ oder „Mr. Artur Ribeiro’s Air“ auf eindrucksvolle Weise. Musik soll laut Corte-Real immer auch Gefühle ausdrücken und nicht abstrakt sein. Ein gewisses mediterranes Flair ist hier nicht zu leugnen. Beim Album „Time stands still“ spielt John Dowland ebenfalls eine wichtige Rolle. In seiner Jugend hat sich Nuno Corte-Real viel mit Dowland beschäftigt. So wurde er auch zu einem Shakespeare-Festival in Lissabon eingeladen. Dabei sind unterschiedliche Stücke entstanden, die allesamt mit einer gewissen Nostalgie verbunden sind. So soll „Time stands still“ sowohl eine Hommage an die Lieder von John Dowland als auch an seine eigene Vergangenheit sein. Ana Quintans interpretiert hier zusammen mit dem Ensemble Darcos die Dowland-Lieder „“Come again! sweet Love doth now invite“, „Flow, my tears“, „Awake, sweet love“ oder „I saw my lady weep“ mit wunderbarer Emphase und weichem Timbre. Dies gilt nicht nur für die Verzierungen, sondern auch für die polyphon durchkomponierten Passagen. Das Ensemble Darcos ist ihr hier ein verlässlicher Partner. Die Gesangsstimme scheint sich in suggestiver Weise mit den Instrumenten zu vermischen. Dowland komponierte eine Sammlung aus Tänzen und Instrumentalstücken für Streicherconsort und Laute mit dem Titel „Lachrimae“. Dabei handelt es sich um sieben Variationen über ein Thema, das später zu seinem berühmtesten Lied „Flow, my tears“ wurde, das auf dieser CD sehr weiträumig und ausdrucksstark zu hören ist. Diese Sammlung mit alternierenden Liedern und Interludien bietet eine große, organische Form, die sehr dynamisch ist – auch was das Motiv und den Rhythmus betrifft. Nuno Corte-Real hat auch einen gewissen Hang zu dissonanter und serieller Musik – man könnte sie in jedem Fall als dodekaphonisch bezeichnen. Neben Jazz-Assoziationen bevorzugt er eine fast improvisierte und differenzierte Harmonik. Das letzte Stück „I know not what tomorrow will bring“ von Corte-Real bezieht sich auf den letzten Satz, den der berühmte portugiesische Dichter Fernando Pessoa niederschrieb, als er im Sterben lag. Dieses Stück wirkt nicht nur wegen der elektrisierenden Intervallspannungen ausgesprochen bewegend und hinterlässt einen tiefen Eindruck.   

Alexander Walther

 

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