Online Merker Logo

Die internationale Kulturplattform

CD: Maurice Steger: A TRIBUTE TO BACH • La Cetra Barockorchester Basel

19.09.2023 | cd

CD: Maurice Steger: A TRIBUTE TO BACH • La Cetra Barockorchester Basel

wert

Bach als Meister der Blockflöte

Diese Silberscheibe des Labels Berlin Classics trägt seine Intention schon im Titel: Mit „A Tribute to Bach“ verneigen sich der Blockflötist Maurice Steger und das La Cetra Barockorchester Basel vor Johann Sebastian Bach.

Die Blockflöte gehört (vermutlich) weder zu den Lieblingsinstrumenten Bachs noch zu denen, für die er besonders häufig komponiert hat. Da sein Vater aber der Stadtpfeifer (Stadtmusikus) Eisenachs war, ist anzunehmen, dass der Klang von Flöten zu den ersten Geräuschen gehörte, die der junge Johann Sebastian zu hören bekam. Bereits in seinen frühesten Kompositionen sind die Instrumente der Blockflöten-Familie häufig und prominent mit grosser Raffinesse verwendet. Bach hatte die Angewohnheit häufig Kompositionen (seines nicht überlieferten) Frühwerks zu überarbeiten und umzuinstrumentieren. Es ist durchaus möglich, so die Wissenschaft, dass die Familie der Blockflöten im Frühwerk noch häufiger vertreten war.

Maurice Steger hat für sein Album sechs Werke Bachs aus verschiedenen Genres ausgewählt und die Blockflöte mittels Arrangements und Transkriptionen an die Spitze der solistischen Instrumente gestellt. So wird Bach auch zu einem Meister der Blockflöte.

Das Concerto in D-Dur für Blockflöte, Streicher und Generalbass (BWV 1053; arr. Sebastian Wienand; I. Allegro, II. Siciliano, III. Allegro) hat das Cembalo-Konzert in E-Dur zum Vorbild, dessen drei Sätze bereits 1726 in Kantaten verwendet wurden. Grundlage des Arrangements ist hier der originale Cembalo-Part, dessen irrwitzige Virtuosität Bachs Concerto den Flautino-Concerti Vivaldis als ebenbürtig erscheinen lässt. Das Ricercar a 6 in c-Moll (1747; aus dem «Musicalischen Opfer»; BWV1079) geht, so die Überlieferung, auf eine Melodie von König Friedrich II. zurück, die dieser 1747 bei einem Besuch in Potsdam zur Vertonung übergab. Hier konfrontiert Bach in einem Meisterwerk des Kontrapunkts sechs eigenständige Stimmen mit Gegenstimmen und zusätzlichen Zwischenspielen. Bei der Sonata in g-Moll für Blockflöte und obligates Cembalo (BWV 1020; I. Allegro, II. Adagio, III. Allegro) ist die Urheberschaft unklar. Handelt es sich um eine «Koproduktion» der Familie Bach? Die Trio-Sonate in d-Moll für Blockflöte, Violine und Genralbass (BWV 527; I. Andante, II. Adagio e Dolce, III. Vivace) gehört zu einer Sammlung von sechs Trio-Sonaten aus der Zeit um 1730 und dürfte als pädagogisches Werk für die Ausbildung des Sohnes Wilhelm Friedemann entstanden sein. Die Sonate in E-Dur für Blockflöte und Generalbass (BWV 1035; I. Adagio ma non tanto, II. Allegro, III. Siciliano, IV. Allegro Assai) entstand auf einer der seltenen Reise Bachs. Er besuchte Carl Philipp Emanuel in Berlin und dürfte dort auch die neu gegründete Hofkapelle Friedrichs II. kennengelernt haben. Die Sonate ist im am preussischen Hof sehr beliebten galanten Stil gehalten und dürfte Friedrichs Geheimsekretär Michael Gabriel Fredersdorf, einen vorzüglichen Flötisten, entstanden sein. Das Concerto F-Dur für Cembalo, zwei Blockflöten, Streicher und Generalbass (BWV 1057; I. Allegro, II. Andante, III. Allegro assai) entstand um 1738 als Umarbeitung eines älteren Instrumentalkonzerts in Leipzig. Mit diesem Gruppenkonzert in G-Dur hatte er sich 1721 beim Markgrafen von Brandenburg beworben.

Maurice Steger und das La Cetra Barockorchester Basel mit Wohlklang, Virtuosität und grosser Spielfreude. Wie immer bei diesen Künstlern ein grosses Vergnügen!

Die Gelegenheit Bach als Meister der Blockflöte zu entdecken!

19.09.2023, Jan Krobot/Zürich

 

Diese Seite drucken