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CD MANUEL DE FALLA: El sombrero de tres picos, El amor brujo – Pablo Heras-Casado dirigiert das Mahler Chamber Orchestra, harmonia mundi

Fruchtbare Zusammenarbeit des Komponisten mit Gregorio und Maria Martínez-Sierra und ihrer Kompanie ‚Teatro de Arte‘ 

17.02.2020 | cd

CD MANUEL DE FALLA: El sombrero de tres picos, El amor brujo – Pablo Heras-Casado dirigiert das Mahler Chamber Orchestra, harmonia mundi

 

Fruchtbare Zusammenarbeit des Komponisten mit Gregorio und Maria Martínez-Sierra und ihrer Kompanie ‚Teatro de Arte‘ 

 

Das Album startet mit dem “Dreispitz” = “El sombrero de los picos”, einem Ballett in zwei Teilen aus den Jahren 1916-1919. Das Stück in einem andalusischen Dorf beginnt mit Trompeten, Pauken und Kastagnetten, einer ungezügelten Fanfare, die die Kadenz vorgibt. Zuerst hat de Falla die leidenschaftliche Ballett-Pantomime “Der Corregidor und die Müllerin” 1917 mit der Kompanie von Gregorio Martinez Sierra und Musikern der Philharmonie Madrid unter der Stabführung von Joaquín Turina herausgebracht. Die schöne Müllerin, der ihr nachstellende ältere Richter (Corregidor) und der eifersüchtige Ehemann bilden die Trias des Stücks. Am Ende bekommt der testosterongetriebene Corregidor samt seinem dreikantigen Hut sein Fett ab, weil der Ehemann nicht nur unansehnlich und eifersüchtig, sondern auch durch und durch clever ist. Der Corregidor wird wie im berühmten Goya Bild “El pelele” (=Der Hampelmann) mit einer Decke in die Luft geworfen und ist so den Launen seiner Peiniger ausgesetzt. Die Moral von der Geschicht‘: “Junge Ehefrau, schließ die Tür immer doppelt ab. Der Teufel mag zwar schlafen, er kann aber jederzeit aufwachen.” 

 

In zweijähriger Arbeit hat de Falla die Pantomime zu einem echten Ballett umgearbeitet, wobei er vor allem Änderungen in der Instrumentierung vornahm. De Falla ist ein Meisterwerk an südspanischen Rhythmen und orchestraler Finesse gelungen. Jede handelnde Person ist mit eigenen musikalischen Themen und Instrumenten charakterisiert. Ist es beim  Müller ein vom Englischhorn intoniertes Thema aus den “Sieben spanischen Volksliedern”, so ist der Müllerin der spanische Tanz Jota zugeeignet und für den Corregidor hält das Fagott die zur Figur passenden grotesken Laute bereit. 

 

„El amor brujo“ entstand auf Anregung der Flamenco-Interpretin Pastora Imperio. Uraufgeführt wurde diese „Gítaneria“ in einem Akt 1912 im Teatro Lara in Madrid. Der vorliegenden Einspielung liegt die finale Fassung aus dem Jahr 1925 zugrunde. Darum geht es in der achten Version: Die junge schöne Gitana Candelas wird von ihrem Verehrer Carmelo hofiert. Auch er gefällt ihr, aber das Gespenst des untreuen, ausschweifenden und eifersüchtigen ersten Lovers terrorisiert sie. Sie bittet ihre Freundin Lucia, dem geisternden “Ex” Liebe vorzutäuschen, bis sie ihrem Carmelo den perfekten Kuss der Liebe geben kann. Schließlich kommt es zu dem erlösenden Kuss, der Spuk ist gebannt und besiegt durch die Liebe. 

 

De Falla integriert in seine Musik archaische andalusische Gesänge, Flamencos und alte Melodien der Gitanos. Er verwendet in “El amor brujo” ein reduziertes Instrumentarium, nur 15 Musiker, alle solistisch gefordert. Im Dreispitz tritt das Orchester in voller Formation (ohne Streicher) an, um die angestrebten klanglichen Wirkungen zu erzeugen.

Das Mahler Chamber Orchestra unter der musikalischen Leitung von Pablo Heras-Casado, die Mezzosopranistin Carmen Romeu und die unnachahmlich rauchig laszive Flamenco-Sängerin Marina Heredia legen großartige  Referenzeinspielungen vor. Die Klangqualität ist überwältigend, die Interpretation voller Feuer und rhythmischer Schärfe.

 

Dr. Ingobert Waltenberger

 

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