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CD Manrico Padovani, Prager Philharmoniker – Works for Violin – Beethoven

12.03.2021 | cd

CD Manrico Padovani, Prager Philharmoniker – Works for Violin – Beethoven

Ludwig van Beethoven: Violinkonzert op.61 (CD) – jpc

So kennen und lieben wir Beethoven – vor allem in seiner frühen und mittleren Schaffensperiode: Schon in der ersten Phrase des Hauptthemas lässt ein chromatischer Ton die Lust zur verfeinerten Regelübertretung aufblitzen. Von da ab überwiegt die hohe Kunst, auch auf so manchen Abwegen etwas Vollkommenes hervor zu bringen. Nichts geringeres ist Beethovens Violinkonzert D-Dur opus 61. Auf einer neuen Aufnahme für das ARS-Label verleihen der italoschweizerische Geiger Manrico Padovani und die Prager Philharmoniker diesem – auch von seiner Spieldauer hier expansiven -Werk einen frischen, gerne auch revolutionären Glanz.

Manche Musikwissenschaftler wollen in diesem Werk unmittelbare Anspielungen auf die französische Revolution nachgewiesen habeb, von der Beethoven bekanntlich sehr beeindruckt war. Zum ersten Mal hatte er sich im Jahr 1806 an der Gattung des Violinkonzerts erprobt und war auf Anhieb darauf aus, Grenzen zu sprengen. So dehnen sich die Sätze zu weiten, sinfonischen Verläufen aus. Ebenso wird der Solovioline spieltechnisch das Äußerste abverlangt. Für viele war dieses Werk im zeitgenössischen Kontext unspielbar – nicht jedoch heute für Manrico Padovani, dessen eloquentes Spiel auf dieser Aufnahme souverän über den Dingen steht. Das funktioniert umso besser, als ihm die von Boris Perrenoud dirigierten Prager Philharmoniker von Beginn an einen feingewebten Teppich ausrollen. Musiziert wird in bestem Sinne rhetorisch und die Dynamik ist auf präzise Impulse angelegt. Dabei legt Padovani eine mächtige Steigerungsfähigkeit an den Tag – vor allem, wenn er in seinen kraftvollen Crescendi das Orchester mitreißt und fordert. Aber so etwas schließt – bei allem vorhandenen Fortschrittsgeist dieser Komposition – viele Nuancen von zarter Innigkeit keineswegs aus. Gerade wenn sich bestimmte Bläser- und Streichergruppen zum lyrischen piano bis pianissimo reduzieren, hört man bei den Prager Philharmonikern regelrecht die „böhmische Seele“ heraus.

Noch früher als das große Violinkonzert, nämlich im Jahr 1798 entstand die Romanze F-Dur opus 50 Nr. 2, die in ihrem sanglichen Gestus wie ein weitgespannter ruhiger Mittelsatz wirkt. Wenn Manrico Pandovani seine solistische Stimme erhebt, ist sein Ton weiterhin leuchtend-kraftvoll und mehr singend als sprechend. Boris Perrenoud dirigiert hier das Russische Philharmonische Orchester Moskau, dessen Spiel sich feinfühlig an die Linien des Soloinstruments anschmiegt.

Manrico Padovani imponiert auf dieser Aufnahme auch als Kammermusikpartner: Er und sein Klavierpartner Igor Longato fordern sich in der Sonate für Violine und Klavier opus 12 D-Dur gegenseitig heraus – ein kraftvoller Wettstreit dominiert über jede überkommene Hierarchie zwischen Soloinstrument und „Begleitung“. All dies führt auf dieser CD zu einem Hörerlebnis voller frühlingshaftem Optimismus. Nicht ganz unschuldig daran ist wohl auch die Aufnahmesituation bei Livekonzerten in Prag und Mailand.

Stefan Pieper

CD

Manrico Padovani
Works for Violin

Beethoven
Prager Philharmoniker
Boris Perrenoud

ARS Produktion 2021

 

 

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