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CD: LUIGI CHERUBINI: FANISKA – Orkiestra Filharmonii Poznańskiej, Łukasz Borowicz

24.03.2021 | cd

CD: LUIGI CHERUBINI: FANISKA – Orkiestra Filharmonii Poznańskiej, Łukasz Borowicz

Luigi Cherubini: Faniska (Italain Version) | Dodax.de

Ein Remake aus dem Hause Cherubini

Strategisches Arbeiten im Sinne der Umarbeitung erfolgreicher Theaterstücke zu Opern war gerade in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts gang und gäbe. Was in Paris erfolgreich war, hatte gute Chancen (vor allem in Italien) früher oder später zur Oper zu werden. Seltener sind die Fälle, wo Komponisten den Erfolg eigener Werke für ein Remake nutzten. Cherubini nutzte, als 1805 das Kärntnertor-Theater zwei Opern bei ihm bestellte, die Elemente, die seiner «Lodoïska» seit 1791 zum Erfolg und letztlich auch zu diesem Auftrag verholfen hatten, erneut. Für seine «Faniska», wie «Lodoïska» eine Rettungsoper, übernahm Cherubini die polnische Namen, das Klischee der undurchdringlichen polnischen Wälder und die auf die Polonaise beschränkte polnische Musik: also all jene Elemente, die die Romantik so schätzte und dem Publikum so gefielen.

«Faniska», auf ein Libretto von Josef Sonnleithner nach «Les Mines de Pologne» René-Charles de Pixérécourt, handelt von der Befreiung Faniskas, der Gattin des Wojewoden Rasinski, die vom konkurrierenden Wojewoden Zamoski in den Verliesen seiner Burg gefangen gehalten wird. Die Rettung und Flucht gelingen im zweiten Anlauf: das glückliche Paar triumphiert und der ruchlose Zamoski wird eingekerkert. Es ist unklar, ob Cherubini Sonnleithners Text komponierte oder die hier eingespielte italienische Übersetzung von Luigi Prividali. Die Urtaufführung des Werkes fand in Gegenwart von Kaiser Franz II. am 25. Februar 1806 im Kärntnertor-Theater statt. In Wien kam es zu 27 Folgeaufführungen und in Nordeuropa wurde das Stück rasch nachgespielt. Die zweite Oper Cherubinis für Wien kam nicht zu Stande, da der Komponist bereits am 9. März 1806 wieder nach Frankreich zurückkehrte.

Parallelen von Cherubinis «Faniska» und Beethovens «Fidelio» liegen auf der Hand. Als Cherubini in Wien weilte, trafen sich beide Komponisten mehrfach und sprachen auch über ihre Opernprojekte. Beethoven schätzte Cherubini, in seiner Privatbibliothek hatte er Klavierauszüge von dessen «Les deux journées» («Der Wasserträger») und «Medea».

Natalia Rubís singt die Faniska mit dem nötigen Mass an Dramatik, kann aber auch in den lyrischen Passagen überzeugen. Robert Gierlach gibt den Schurken Zamoski mit herrlich kernigem Bariton. Krystian Adam leiht dem Rasinski seinen kleinen, aber feinen Tenor. Katarzyna Belkius als Faniskas Tochter Edwige, Tomasz Rak als Kosakenhauptmann Oranski, Justyna Ołów als Zamoskis Magd Moska und Piotr Kalina als Rasko, Neffe Moskas, sowie Bartosz Gorzkowski, Damian Żebrowski, Michał Bączyk und Robert Iwankiewicz als Kosaken ergänzen das spielfreudige Ensemble. Die Solisten sind auch in den gesprochenen Passagen bestens verständlich.

Der Poznański Chór Kameralny (Leitung: Bartosz Michałowski) und das Orkiestra Filharmonii Poznańskiej unter Leitung von Łukasz Borowicz tragen ihren Teil zur erfolgreichen Ersteinspielung (August und Oktober 2020) bei.

Ein höchst interessanter Ausflug in unbekannte Gefilde!

20.03.2021, Jan Krobot/Zürich

 

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