Online Merker Logo

Die internationale Kulturplattform

CD LUDWIG van BEETHOVEN; GEISTERTRIO, TRIPELKONZERT arr. für Klaviertrio – BEETHOVEN TRIO BONN; CAvi music

25.04.2020 | cd

CD LUDWIG van BEETHOVEN; GEISTERTRIO, TRIPELKONZERT arr. für Klaviertrio – BEETHOVEN TRIO BONN; CAvi music

 

Das Beethoven Trio Bonn, das in der derzeitigen Formation mit Jinsang Lee (Klavier), Mikhail Ovrutsky (Violine) und Grigory Alumyan (Cello) seit 2015 zusammen konzertiert, verfolgt ein überaus spannendes Beethoven-Projekt. In drei Folgen stellt das Klaviertrio einem Beethoven Klaviertrio Op. 70 jeweils eine Orchesterkomposition für Klaviertrio arrangiert gegenüber. 

 

Auf der ersten, im März erschienenen CD sind das Trio für Klavier, Violine und Violoncello Nr. 5 in D-Dur Op. 70 Nr. 1 (=„Geistertrio“) und das Konzert für Klavier, Violine, Violoncello und Orchester in C-Dur Op. 56 (das sog „Tripelkonzert“) in einer Bearbeitung von Friedrich Eduard Wilsing zu hören. Ein zweites, soeben erschienenes Album enthält das Klaviertrio Nr. 6 in Es-Dur Op. 70 Nr. 2 mit der Klaviertriofassung seiner zweiten Symphonie durch Beethoven selbst. Angekündigt ist weiters das Gassenhauer Trio mit der Bearbeitung der sechsten Symphonie.

 

Wie steht es nun um die Musizierkunst des nach dem Geburtsort Beethovens benannten Trios? Wie wir meinen, ist die Namenswahl bewusst eher als Eigen-Auftrag denn als unzertifiziertes Vorab-Gütesiegel zu verstehen. Also, hohe Erwartungen werden ganz und gar erfüllt. Es sind wahre Stimmungskünstler, diese drei jungen Herren. Neben der technischen Bravour und einer fast schon unverschämten Leichtigkeit im handwerklich Anspruchsvollsten, gilt dem Intimen im Ausdruck, der feinen Seelenregung, dem zarten Flügelschlag der Inspiration hinter die Schliche zu kommen, ihr Bestreben. 

 

Das Beethoven Trio Bonn will unsere Aufmerksamkeit nicht mit extremen Tempi oder spektakulären dynamischen Kontrasten auf sich ziehen. Das haben auch tief schürfende und nur der Musik verpflichtete Musiker nicht nötig. Beim D-Dur Trio wird beispielsweise auf einmal greifbar, warum Carl Cerny das ,Largo assai ed espressivo‘ als „geisterhaft schauerlich, gleich einer Erscheinung aus der Unterwelt“ beschrieb und meinte, man könne „an die erste Erscheinung des Geists aus Hamlet denken.“  Mit einer impressionistisch abgestimmten Farbpalette macht sich das Beethoven Trio an dieses formal strenge, sonst so lustvoll schmerzhafte wienerische Werk heran. Die dunklen Geister vom Kahlenberg treiben ihr Unwesen. Sie steigen über die Weinberge in die bürgerlichen Randbezirke aber bloß imaginiert, der schöne Schauer kitzelt angenehm im biedermeierlichen Salon. Ein Vierterl Heuriger oder zwei heben diese makaber melancholische Stimmung noch. Wie das Beethoven Trio Bonn in unglaublichem innerem Zusammenhalt und quasi chorisch singender Eintracht hier Gemütslandschaften des Komponisten in Töne setzt, ist stupend. Freilich liegt es am Hörer, sich dieses Angebot anzueignen, die eigene Befindlichkeit darüber zu legen, sich daran zu reiben oder darin wie auf Wolken schwebend aufzugehen. 

 

Das Tripelkonzert Op. 56 wurde von Daniel Friedrich Eduard Wilsing für den Berliner Verlag Bote & Bock für die Besetzung Klaviertrio bearbeitet. Fertig gestellt jedenfalls nach Beethovens Tod, ist es einen gelungene Sache. Da das Cello – von Beethoven für Anton Kraft geschrieben – schon in der Orchesterfassung die höchsten Anforderungen zu bewältigen hat, sind es im Arrangement das Klavier und die Violine, die neue Aufgaben hinzubekommen. Das bunte Geflecht der Stimmen im Allegro, das tänzerisch beschwingte  der Polacca, das atemlose Drehen im Finale, insgesamt überzuckert mit einer Freude am Detail in Beethovens ausgelassenem Lied dieser Welt münden in einen vielsagenden Flirt der Instrumente. Wer mit wem, verraten uns Klavier, Violine und Cello freilich nicht. Aber anhören ist ja schon einmal ein Anfang. Große Empfehlung!

 

Dr. Ingobert Waltenberger

 

 

Diese Seite drucken