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CD: LOUISE Farrenc: MUSIC FOR VIOLIN AND PIANO – Daniele Orlando, Linda di Carlo

31.07.2021 | cd

CD: LOUISE Farrenc: MUSIC FOR VIOLIN AND PIANO – Daniele Orlando, Linda di Carlo

Noch eine höchst lohnende Entdeckung!

Louise Farrenc (1804-1875) ist im Paris des 19. Jahrhunderts eine grosse Ausnahmeerscheinung. Sie ist die erste Frau in Europa, die als voll titulierte Professorin über einen Zeitraum von 30 Jahren an einem Konservatorium unterrichtete und leistet zusammen mit ihrem Gatten Aristide ein Pionierarbeit im Bereich der «Alten Musik». Vor allem aber widerlegt sie ihre Zeitgenossen, die behaupten Frauen könnten nicht komponieren.

Entscheidend für Farrencs Entwicklung und Durchsetzungsvermögen war ihr persönliches Umfeld. 1804 wurde sie in eine prominente Künstlerfamilie, die Familie Dumont, die in der Künstlersiedlung an der Sorbonne lebte, hineingeboren. Skulpturen ihres Bruders Auguste stehen an der Place de Ia Concorde und der Place de Ia Vendôme. Louise Dumont genoss eine Erziehung, die es ihr ermöglichte, ihre Talente zu entdecken und auszubauen. Anfang der 1830er-Jahre erschienen erste Werke für Klavier im Verlage ihres Mannes und Louise Farrenc, Musiklehrerin im beim Herzog von Orleans, baute sich eine Karriere als Klavier-Virtuosin auf. 1842 wurde Farrenc auf eine Professur für Klavier am Pariser Konservatorium berufen. Nach langem Ringen erhielt sie sogar dasselbe Gehalt wie ihre männlichen Kollegen. In dieser Zeit begann sie sich dem klassisch-romantischen Stil zuzuwenden und «deutsche Gattungen» wie Kammermusik und Sinfonien zu komponieren. Mit dem Tod der Tochter Victorine 1859 endete Farrencs Karriere als Komponistin. Mit ihrem Mann Aristide wandte sie sich einem neuen Betätigungsfeld zu: der Erforschung, Aufführung und Edition älterer, zu ihrer Zeit kaum bekannter Klaviermusik. Zwischen 1861 und 1872 entstand der «Trésor des pianistes», eine 23 Bände umfassende Anthologie von Klaviermusik des 16. bis 19. Jahrhunderts. Der Trésor war die erste Anthologie dieser Art und wegweisend für die Wiederbelebung und quellentreue Edition. Louise Farrenc unterrichtete noch bis 1872 am Konservatorium und starb 1875 in Paris. «Farrencs Schaffen ist», so bringt es die französische Dirigentin Laurence Equilbey auf den Punkt, «von einer Inspiration und Qualität, die im Paris der Mitte des 19. Jahrhunderts ihresgleichen sucht».

Daniele Orlando (Violine) und Linda di Carlo (Piano) musizieren Farrencs Musik so wunderbar, dass gleich vergessen geht, wie schwer es ist, so zu musizieren, dass das Ergebnis so locker tönt. Ob «Variations concertantes sur une me!odie suisse» Op.20 (1835) oder die Violin-Sonaten No. 1 Op.37 (1848) und No.2 Op. 39 (1850), Orlando und di Carlo bringen Farrencs Inspiration und melodische Begabung perfekt zu Gehör.

Noch eine höchst lohnende Entdeckung im Schaffen Farrencs!

31.07.2021, Jan Krobot/Zürich

 

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