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CD LES DIVAS D’OFFENBACH – VÉRONIQUE GENS mit Hits und Raritäten von Jacques Offenbach, Alpha

19.10.2025 | cd

CD LES DIVAS D’OFFENBACH – VÉRONIQUE GENS mit Hits und Raritäten von Jacques Offenbach, Alpha

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Die legitime Nachfolgerin von Regine Crespin als französische Superdiva in Sachen Oper und Mélodies (nicht unbedingt Repertoire) Véronique Gens schlüpft nun mit diesem Operetten-Album wie auch Crespin im reiferen Stadium ihrer Karriere in das Mezzo-Komödienfach des Komponisten. Natürlich denken wir da in erster Linie an das köstliche ‚Rondo des Militaires‘ und das ‚Couplet de la Déclaration‘ aus „La Grande Duchesse de Gérolstein.“

Begleitet von Choeur und Orchestre National des Pays de la Loire unter der musikalischen Leitung von Herve Niquet hören wir Véronique Gens mal kokett, mal überschäumend frech, immer stilistisch comme il faut und ‚joussif‘ alias ‚sehr amüsant‘. In diesem 2023 aufgenommen Album sind 17 verschiedene Gesangsnummern aus 13 musiktheatralischen Schöpfungen aus der Feder des Jacques Offenbach, die stilistisch den Gattungen opérette, opéra bouffe, féerie oder opéra comique zuzuordnen sind, zu erleben.

Selbstredend sitzen die Fähigkeiten der Gens in Sachen üppiger Mittellage, Deklamation und Wortausdeutung wie eh und je. Daher reüssiert die in die Stapfen von solch Kalibern wie die Legenden Hortense Schneider oder Célestine Galli-Marié tretende Véronique Gens genau dort, wo Raffinement, Zwischentöne, kleine Abschattierungen in den Strophenliedern, Ironie oder sprachliche Virtuosität gefragt sind. So etwa in den Ausschnitten aus „La Diva“, „La Boulangère a des Écus“, „Geneviève de Brabant“ oder dem ‚Menuet et Rondo de la Vieille‘ aus „Madame Favart“.

Zusätzlichen Reiz erhält die Publikation durch eine Reihe bisher nicht veröffentlichter Stücke aus berühmten und viel gespielten Werken. Da hat der wissenschaftliche Leiter von Palazzetto Bru Zane, Alexandre Dratwicki, wieder einmal volle Arbeit geleistet. So können wir das Couplet von Madame de Quimper Karadec aus „La Vie parisienne“ in einer späteren Fassung, eine Arie der Hélène aus „La Belle Hélène“, die Anna Judic 1876 anlässlich Wiederaufnahme haben wollte sowie zwei Couplets für „La Périchole“, die als Ersatz für ‚Que les hommes sont bêtes‘ gedacht waren, kennenlernen. (Anm.: Alle Partituren der Einspielung sind von Palazetto Bru Zane editiert worden und können mittels Mail an contact@bru.zane.com angefragt werden).

Zwei reine Instrumentalnummern – nämlich das großartige ‚Ballet des Chimères‘ aus „Le Voyage dans la lune“ und die symphonische Zwischenaktmusik aus „Robinson Crusoe“ – ergänzen ein Programm, das durch Humor, kessen Sprachwitz und erzählerische Meisterschaft glänzt. Was tut es da, dass manch hoher Ton der großen Primadonna nicht ohne eine gewisse Schärfe auskommt?

Dr. Ingobert Waltenberger

 

 

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