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CD: Konstantin Manaev und Julia Smirnova | The Songs of our Neighbours

11.03.2022 | cd

CD: Konstantin Manaev und Julia Smirnova | The Songs of our Neighbours

dfg

Wo zurzeit Weltmächte neue Feindschaften verordnen, da liefert die Musikkultur doch immer wieder eine humananistische Antithese dazu. Auf „emotionale Nachbarschaft“ verweist der Booklet-Text einer neuen CD, die der Cellist Konstantin Manaev zusammen mit seiner künstlerischen (und Lebens-) Partnerin Julia Smirnova soeben für das ARS-Label eingespielt hat. Geboten wird eindringliche, entdeckenswerte Musik, dargeboten auf spielerisch spektakulärem Level, auf dem bei diesem hochmotivierten Streicher-Paar in keinem Moment Verlass ist.

Elemente aus slawischer Musik, aufgeladen mit kühner Modernität reagieren in den Werken von Georgy Sviridov. Stilistisch und programmatisch tritt dieser Komponist durchaus in die Fußstapfen eines Dmitrij Schostakowitsch. Seine Sache ist aber weniger die sinfonische Breite, sondern der konzentrierte Mikrokosmos. Dieser Eindruck wird hier noch verstärkt – allein, weil Konstantin Manaev und Julia Smirnova die ursprünglichen Orchesterstücke für ihre eigene Besetzung Violoncello plus Violine passend gemacht und dadurch in ihrer expressiven Dichte noch komprimiert haben. Ebenso dürfte der persönliche Bezug, den die Ausführenden haben, in jedem Ton mitschwingen. Das Stück „Ural Tune“ rückt die Heimat des Cellisten, die Stadt Jekaterinburg in den Fokus „Time Forward“ kommt nachdenklicher daher, wenn es über den Lauf der Zeit reflektiert. Am Ende des Programms steht eine weitere, von tänzerischer Volksmusik aufgeladene Komposition von Georgy Sviridov. Dazwischen tut sich auf dieser Einspielung ein weiter Erlebnisraum auf: Die österreichische Komponistin Johanna Doderer hat diesem Duo eine spannungsgeladene Klangstudie gewidmet, die den Ausbruch eines Vulkanes nachzeichnet. Aziza Sadikova hat ebenfalls explizit dieses Duo im Fokus, wenn es ein neues Stück dem legendären Stradivari-Klang widmet und in dem Julia Smirnova und Konstantin Manaev eine individuell ausgeprägte Klangbrillanz von hohem Wiedererkennungswert entfalten. Und dann darf auch ein „Standardwerk“ für diese Kombination nicht fehlen, nämlich Zoltan Kodalys Duo aus dem Jahr 1914. Man fragt sich beim Hören dieses Duos, warum nicht häufiger für diese Konstellation Musik geschrieben wird, wo doch hier viel Freiheit gegeben wird, welche Konstantin Manaev und Julia Smirnova mit flammender Leidenschaft auszukosten wissen.

CD:

Konstantin Manaev: Cello
Julia Smirnova: Violine

The Songs of our Neighbours
ARS Produktion 2022

Stefan Pieper

 

 

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