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CD Klavierwerke von CLARA und ROBERT SCHUMANN – MARGARITA HÖHENRIEDER, Solo Musica

Zum 100. Geburtstag von Clara Schumann am 13.9.2019

14.09.2019 | cd

CD Klavierwerke von CLARA und ROBERT SCHUMANN – MARGARITA HÖHENRIEDER, Solo Musica

Zum 200. Geburtstag von Clara Schumann am 13.9.2019


Mittlerweile ist allgemein anerkannt, dass Clara Schumann bei allem persönlichen Verzicht nicht im künstlerischen Schatten ihres Robert steht, sondern einfach anders, ja vielleicht elegischer und kantiger ist. Vielmehr haben sich die beiden eigenständigen Künstler gegenseitig inspiriert. Niemand nimmt Robert Schumann etwas von seinem Genie, wenn er Clara Schumanns Originalität und Inventionsreichtum anerkennt. Dank engagierter und musikalisch sensitiver, absolut uneitler Pianistinnen wie Margarita Höhenrieder, die zutreffende Querverweise nicht nur formuliert („Sie war seine Muse, er ihre.“), sondern durch ihr Programm und Spiel beweisbar und nachvollziehbar macht.


Den Rahmen des Albums stecken die Sonate für Klavier in g-moll von Clara Schumann und diejenige ebenfalls in g-moll von ihrem Robert ab. Auf einem Pleyel Flügel aus dem Jahr 1855 (Chopin besaß ein baugleiches Instrument) hat Margarita Höhenrieder die CD in einem privaten Salon in der Schweiz eingespielt. Mir gefallen besonders der trotz aller romantischen Grundierung und der großen weltumspannenden emotionalen Geste klare Anschlag und die ausbalancierten, nichtsdestoweniger prononcierten dynamischen Kontraste. Der gewählte Aufnahmeort – im Vergleich zu modernen Konzertsälen ein sehr kleiner Raum – tut das seinige, um bei aller Opulenz des Klangs die Intimität, den Witz, den Gefühlsüberschwang und -abschwung, das Irrlichternde der Stücke optimal zur Geltung zu bringen.


Charme und Eleganz sind Markenzeichen der in München lebenden Pianistin, die mit erzählerischer Kraft und technischer Bravour in das Universum des berühmten Ehepaars taucht. Nicht in Worten dechiffrierbar und dennoch klangmimisch beredt malt Höhenrieder für uns in Robert Schumanns „Papillons“ die Geschichten der Zwillingsbrüder Vult und Walt (aus Jean Pauls Roman ,Flegeljahre‘), die beide in Wina verliebt sind und sich auf einem Maskenall voller Walzerseligkeit tummeln. Ja auch die Liebe macht schwindlig dreht sich manchmal ganz unberechenbar im Kreis. „Großvater Tanz“ Melodien bis die Uhrturm sechsmal schlägt und der Ball zu Ende ist.

Clara Schumanns Sonate in g-moll, deren 1. und dritten Satz Clara Robert nicht nur zu Weihnachten 1841einfach schenkte, sondern ihm damit auch eine „recht zarte“ Überraschung und wir nehmen an große Freude bereitete, sind so wie ihre „Trois Romances“ Op. 11 als lyrische Liebeserklärungen zu begreifen. Als Vierzehnjährige lernte Clara den 23-jährigen Robert kennen, mit 16 gab es den ersten Kuss. Und der muss es wohl in sich gehabt haben. Was Leidenschaft und Anspruch anlangt, so steht Robert Schumanns Sonate in g-moll in Nichts an Intensität dem späteren Schwesternwerk Claras nach. Beim im ersten Satz schon jazzige Rhythmen vorwegnehmenden revolutionären Stück kann Margarita Höhenrieder zeigen, was sie alles drauf hat. Und das was wir vernehmen ist enorm. Die berühmte Pianistin hat ihren eigenen Tonfall der Romantik und vollführt einen pianistischen Parforceritt an Tempo und virtuoser Dichte. Pianistische Sonderklasse und ein weiterer schöner „Beleg“ der inventorischen Verschränkung der beiden in großer Liebe einander verbundenen Künsterherzen Clara und Robert.


Dr. Ingobert Waltenberger

 

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