Online Merker Logo

Die internationale Kulturplattform

CD KLAVIERSONATEN von Carl Maria von Weber und Franz Schubert – PAUL LEWIS; harmonia mundi

14.04.2019 | cd

CD KLAVIERSONATEN von Carl Maria von Weber und Franz Schubert – PAUL LEWIS; harmonia mundi


Carl Maria von Weber
, der Komponist frühromantischer Opern par excellence, hat auch vier Klaviersonaten geschrieben. Auf der neuesten CD von Paul Lewis hören wir die selten gespielte zweite Sonate Webers, Op. 39 in As-Dur. Der aus Eutin stammende Weber, übrigens der Cousin von Mozarts Constanze, war selbst Klaviervirtuose. Seine Sonate steht am Übergang von der Klassik zur Romantik. Der britische Pianist Paul Lewis, der mit bekannteste unter den Schülern von Alfred Brendel, hat wohl von seinem Lehrer auch die Passion für Beethoven, Schubert & Co geerbt. Das offenbart sich schon im ersten Satz der Weber-Sonate, wo die schwärmerische Ader griffig durchgebeutelt wird, Lyrisches auf Atemloses und virtuose Läufe auf Liedhaft-Sangliches treffen. Paul Lewis spielt wie stets strukturiert, bewusst auf Proportionen achtend, mit klarem Anschlag, dabei die dynamischen Effekte voll ausreizend und die Musik – Gott sei es gedankt – nicht durch Pedalmissbrauch vernebelnd. Unheimliches bezieht Lewis aus den kompositorischen Feinheiten der Musik und nicht aus Interpretationsexzessen. Im Menuetto capriccioso hat Lewis Gelegenheit, mit flotten Fingern perlende Läufe zu spinnen, bevor das Finale in salonhafter Eleganz charmant verklingt.


Als Kontrast zu Weber hat sich Lewis Franz Schuberts Sonate in H-Dur, D. 575 gewählt. 1817 in einer besonders fruchtbaren Phase geschrieben (wohlgemerkt hatte Schubert zu diesem Zeitpunkt noch kein einziges Werk veröffentlicht), experimentiert Schubert mit Modulationen, nicht weniger als vier Dur-Tonarten überprüft er spielerisch in der Eröffnung auf ihre Wirkung. Paul Lewis betont die Sanglichkeit der Themen. Emotional ist die Sonate zurückhaltend, sie nuanciert zwischen verschiedenen Lichtstärken, kleine schattige Ausflüge in Moll durchbrechen kaum die heitere Stimmung.

Fazit: Kein spektakuläres Album, dafür hören wir jeweils eine weniger bekannte Klaviersonate aus dem Schaffen eines österreichischen und deutschen Tonsetzers, Musik zum Kennenlernen gleichsam, in einer detailreich klaren Interpretation, die nichts will, außer uns für diese zwei schönen musikalischen Geister zu sensibilisieren. Es gibt auch biographische Überscheidungen den Komponisten: Schubert war Webers Assistent, als dieser sie Premiere seiner vorletzten Oper Euryanthe vorbereitete. Dabei soll Schubert mit Webers Stil gar nicht zufrieden gewesen sein….


Dr. Ingobert Waltenberger

 

Diese Seite drucken