CD: JOSEPH HAYDN: SYMPHONIES NOS. 6·7·8 (Esterhazy Music Collection Vol.l) – Orfeo Orchestra, György Vashegyi
Die Esterházy Music Collection“ ist eine Reihe, die sich der Präsentation musikalischer Schätze widmet, die im Laufe der Jahrhunderte weitgehend in Vergessenheit geraten sind. Sie ehrt eine der bedeutendsten ungarischen Adelsfamilien, die Reichsfürsten von Esterházy. Vom 17. bis zum 19. Jahrhundert sind die Fürsten von Esterházy als großzügige Kunstmäzene vergleichbar mit den einflussreichsten Herrscher von Frankreich, England und Österreichs.
„Dieser Herr gab Haydn die vier Tageszeiten zum Thema einer Composition. Er setzte dieselben in Form von Quartetten in Musik, die sehr wenig bekannt sind.“ So notierte Albert Christoph Dies, deutscher Maler und Radierer und seit 1797 Galeriedirektor des Fürsten Esterházy, die Äusserung Haydns als er den Komponisten über seine frühe Karriere, die Zeit im Dienste des Grafen Karl von Morzin und seine anschließende Ernennung zum Vizekapellmeister von Paul Anton Esterházy, befragte. Die Notiz von Dies, der Haydn befragte um 1810 dann einer der ersten Haydn-Biographien (Biographische Nachrichten von Joseph Haydn) zu veröffentlichen, ist der einzige zeitgenössische Beleg zu den „Tageszeiten-Sinfonien“. Die Notiz ist in verschiedener Hinsicht ungenau: Haydn schrieb Sinfonien und nicht Quartette, zeitgenössische Manuskripte kennen nur drei Manuskripte und die drei Sinfonien waren genau so populär wie andere Jugend-Werke Haydns. Zentral ist die Aussage, dass Fürst Paul Anton Esterházy die Sinfonien kurz nach Haydns Ernennung zum Vizekapellmeister in Auftrag gab, denn dies würde den auffällig konzertanten Stil der drei Sinfonien, der Sinfonie Nr. 6 in D-Dur, Der Morgen, Hob. I/6, der Sinfonie Nr. 7 in -Dur, Der Mittag, Hob. I/7 und der Sinfonie Nr. 8 in G-Dur, Der Abend, Hob. I/8, erklären. Die drei Werke könnten als Präsentation der damals etwa 15 bis 20 Instrumentalisten umfassenden Hofkapelle konzipiert sein, da die zahlreichen solistischen Passagen jedem Mitglied ausgiebig Möglichkeit geben sich zu präsentieren.
Das 15 Instrumentalisten umfassende Orfeo Orchestra unter Leitung von György Vashegyi wird den Jugend-Sinfonien bestens gerecht und kann in den solistischen Passagen auf ganzer Linie überzeugen. Einen Tick raschere Tempi würden positiven Eindruck vielleicht noch verstärken.
Eine lohnende Begegnung mit Haydns Frühwerk.
21.06.2020, Jan Krobot/Zürich