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CD JOSEPH HAYDN; KLAVIERTRIOS HOB XV 14, 18, 21, 26 & 31, Trio Wanderer, harmonia mundi

30.05.2018 | cd

CD JOSEPH HAYDN; KLAVIERTRIOS HOB XV 14, 18, 21, 26 & 31, Trio Wanderer, harmonia mundi

 Das Teldex Studio Berlin ist offenbar für audiophile, gut ausbalancierte Aufnahmen besonders gut geeignet. Die seit 1987 äußerst erfolgreiche französische Kammermusikformation „Wanderer Trio“ hat ihren Namen zwar als Huldigung an Schubert und die deutsche Romantik mit dem Leitmotiv des wandernden Reisenden gewählt, reüssiert aber auch im klassischen Repertoire eines Joseph Haydn. Die damals wie heute populären Haydnschen Klaviertrios waren ja wie so manches bei diesem innovativen Komponisten zuerst einmal in der Erprobungsphase. Da interessier(t)en Fragen, wie weit sich die Violine etwa von der alles beherrschenden Position des Klaviers emanzipieren und eigenständige Wege beschreiten darf, außer das Klavier harmonisch hübsch zu umschmeicheln? Das Cello jedenfalls war schon in einem relativ starren Rahmen fixiert. Die Antwort gibt Haydn mit seinem Trio HOB XV:14 selber. Das 1790 veröffentlichte Werk weist ein reizvolles Adagio aus, in dem Violine und Klavier in ihrer Dominanz experimentell alternieren.

 

Infolge der zweiten Englandreise 1794/1795 entstanden für britische Verleger mehrere Serien zu je drei Klaviertrios. Das ergibt dann Stoff genug für die weiteren Kostproben auf dieser CD. Wenn man sich überlegt, dass diese Werke eigentlich für den Hausgebrauch gedacht und  somit auch als sprudelnde Geldeinnahmequelle tauglich waren, so müssen wir uns heute nicht darüber wundern, dass die damals in ihren Salons zu Hause „so toll spielen konnten“, sondern unser Bildungssystem fragen, warum das jetzt kaum (nicht mehr) möglich ist?

 

Auf jeden Fall führen Vincent Coq (Klavier), Jean-Marc Phillips-Varjabedian (Geige), and Raphael Pidoux (Cello) vor, wie diese Musik trotz einer oftmals formal einfach scheinenden Grundschablone aus ihren Details zu glänzen beginnt. Der Stil des Trio Wanderer kann am besten mit glasklar disponierend, plastisch präzise geformt, klassisch musikantisch im besten Sinne des Wortes bezeichnet werden. Was die Bandbreite des Repertoires als auch die Vielzahl an Aktivitäten im Aufnahmestudio betrifft, so sind die ihrerseits schon legendären Franzosen legitime Nachfolger des historisch so verdienstvollen Beaux Arts Trio.

 

Fünf Trios gibt es auf der vorliegenden CD zu hören, die einen Schnitt durch Haydns Schaffen in diesem Genre darstellen. Auch das Trio Wanderer hatte sich schon einmal auf Platte mit Haydns Klaviertrios befasst. Das ist allerdings schon 15 Jahre her. Von verspielt thematische Haken schlagend wie der berühmte Hase auf dem Feld, bis hin zu harmonisch kühn, poetisch schwärmerisch und traurig den schmerzhaften Abschied aus London musikalisch kommentierend (die rührende Liebesgeschichte mit Rebecca Schroeter dürfte hinreichend Anlass dazu geboten haben), reicht die kompositorische Palette der jetzt neu aufgenommenen Werke. 

 

Der Hörer wird Zeuge einer hoch animierten Interpretation, aus der Harmonie schöpfenden Diversität an fesch kleidenden Farben, an überschäumenden Rhythmen und neugieriger Erkundung freihals konzertierender Instrumente. Ereignishaft.

 

Dr. Ingobert Waltenberger

 

 

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