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CD JOHANNES BRAHMS „KLARINETTENSONATEN“ Op. 120 in der Version für Flöte und Klavier – KARL-HEINZ SCHÜTZ (Flöte), MARIA PRINZ (Klavier); Naxos

10.08.2021 | cd

CD JOHANNES BRAHMS „KLARINETTENSONATEN“ Op. 120 in der Version für Flöte und Klavier – KARL-HEINZ SCHÜTZ (Flöte), MARIA PRINZ (Klavier); Naxos

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Der Soloflötist der Wiener Philharmoniker Karl-Heinz Schütz hat die berühmten zwei Sonaten von Johannes Brahms, Op. 120, in f-Moll und in Es-Dur für Klarinette und Klavier für sein Instrument, die Flöte, arrangiert. Das ist ja nicht unproblematisch, Musik, die für die Klangcharakteristik der Klarinette geschrieben wurde und deren Bezüge zum Klavier sich aus genau dieser Konstellation ergeben, auf die leicht gewichtigere Flöte umzumünzen.

An der Wiege für Brahms‘ späte und fruchtbare Befassung mit der Klarinette stand ein konzertantes Schlüsselerlebnis. Brahms hörte in Meiningen 1891 den Klarinettisten Richard Mühlfeld das Konzert Nr. 1 von Carl Maria von Weber spielen. Diese Erfahrung war dem Komponisten Brahms „Inspiration und Herausforderung“ zugleich, wie Maria Prinz dies in ihren persönlichen Gedanken zu Johannes Brahms „Eine musikalische Reise mit Flöte und Klavier“ analysiert. In der Folge entstand zwischen 1891 bis 1894 für die Klarinette gedacht ein Reigen an exquisiten Kammermusiken: das Trio Op. 114, das Quintett Op. 115 und die Sonaten Op. 120, Nr. 1 und 2.

Spannend ist, dass Brahms selbst seine Sonaten Op. 120 für Bratsche und später für Violine als Partner zum Klavier adaptiert hat. Karl-Heinz Schütz Bearbeitung basiert auf allen drei Brahms Original-Versionen. Es gibt keine gedruckte Fassung davon. Wir Frau Prinz beschreibt, wurde bei im Vorfeld der Aufnahme verschiedenes erprobt und nach Lösungen gesucht, die den spezifischen Eigenschaften der Flöte und dem Werk gerecht werden. Somit liege der Einspielung der Reiz einer gewissen Improvisation zugrunde.

Als Zugabe hören wir neun Lieder von Johannes Brahms, wiederum von Schütz für Klavier und Flöte eingerichtet: „Minnelied“, „Wir wandelten“, „Von ewiger Liebe“, „Bitteres zu sagen denkst du“, „O liebliche Wangen“, „Immer leiser wird mein Schlummer“, „Wiegenlied“, „An eine Äolsharfe“ und „Wie Melodien zieht es mir“. Maria Prinz: „Wir hoffen, dass die Lieder auch ohne Worte viel erzählen, ja vielleicht noch intensiver den Kommentar des Komponisten zum Text, seine ganz persönliche Aussage unterstreichen.“

Ich gestehe als bekennender Freund der Klarinette, dass ich bei dieser CD ordentlich skeptisch ans Hören ging. Nicht selten empfinde ich Flötenaufnahmen als monoton und schließlich ermüdend. Es ist primär dem Flötisten Karl-Heinz Schütz zu verdanken, dass es wirklich lohnt, sich mit dieser CD zu beschäftigen. Vor allem der satte modulationsreiche Ton in tiefen und mittleren Lagen erhalten der raffiniert späten Musik von Brahms ihre Substanz. Außerdem halten sich bei Schütz Wohlklang, Artikulation und Expressivität die Waage. Natürlich ist es der traumwandlerisch elastischen Zusammenarbeit mit der partnerschaftssensiblen Maria Prinz (sie war mit dem Klarinettisten Alfred Prinz verheiratet) als auch einer klug agierenden Tontechnik zu verdanken, dass das Klavier nie über die Flöte drüber bügelt und die PS, die in ihm schlummern, balanciert zum Einsatz bringt. Schlussendlich setzt Schütz bei manchen Liedern neben der Querflöte auch Altflöte bzw. Piccolo ein, was ebenfalls der Abwechslung und klanglichen Vielfalt zugutekommt. Eine Bereicherung!

Dr. Ingobert Waltenberger

 

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