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CD JOHANNES BRAHMS – GEOFFROY COUTEAU: Klavierquintett  Op. 34, Klavierstücke Op. 76 –

Start einer Gesamtaufnahme der Kammermusik mit Klavier; La Dolce Volta

02.06.2019 | cd

CD JOHANNES BRAHMS – GEOFFROY COUTEAU: Klavierquintett  Op. 34, Klavierstücke Op. 76 – Start einer Gesamtaufnahme der Kammermusik mit Klavier; La Dolce Volta

 

Ein langes Projekt wird Realität. Der französische Pianist Geoffroy Couteau, Gewinner des ersten Preises des Internationalen Johannes Brahms Wettbewerbs 2005, hat beim Label La Dolce Volta auf 6 CDs bereits das Gesamtwerk für Klavier solo eingespielt. Mit dem neuen Album beginnt er ein umfangreiches Schallplattenprojekt ebenfalls Johannes Brahms und seiner Kammermusik mit Klavier gewidmet. Nach acht Aufnahmesessions vom Jänner 2018 bis September 2020 sollen gemeinsam mit dem Quatuor Hermés, dem Cellisten Raphaël Perraud, dem Geiger Amaury Coeytaux, dem Klarinettisten Nicolas Baldeyrou und dem Hornisten Vladimir Dubois alle Werke im Kasten sein. Aufnahmeort ist die Grande Salle des Arsenal Metz.

 

In der ersten CD des engagierten und intensiv angegangenen Projekts steht das Klavierquintett Op. 34 im künstlerischen Zentrum. Gemeinsam mit dem jungen Quatuor Hermés hauchen sie dieser im Sommer 1864 entstandenen Partitur pulsierendes Leben ein. Im dritten Anlauf war Brahms endlich ein Wurf geglückt, nachdem er seinen Erstling – für Streichquintett geschrieben – dem Kaminfeuer überantwortete.  Die eher symphonische als konzertante Struktur des Quintettes mündet in einen eng ineinander geschachtelten musikalischen Fluss. „Die thematischen Zellen, die rhythmischen Ideen  zirkulieren zwischen dem Klavier und dem Streichern, was den Eindruck einer Verschmelzung der Protagonisten in den Leitideen hervorruft. Brahms Musik wird fast immer von einer Klangfarbe beherrscht, die Intensität und Sanftheit verknüpft“, weiß Geoffroy Couteau die Basis seiner Interpretation zu analysieren. 

 

Im besten Sinn kontrastreich ist das Zusammenwirken der bestens aufeinander eingespielten fünf französischen Musiker. Die großen weltumspannenden, ernsten, ja spirituellen Geister werden ebenso bedient wie liedhaft nostalgische Reminiszenzen bzw. die romantisch schwärmerische Anlage im Andante oder das heroisch-Erdige des Scherzos. Nicht nur, aber besonders im Finale bildet das Vorbild Beethoven die Paralleltextur, auf der polyphone Komplexität in folkloristischen Rhythmen sich zu einem fulminanten  Endspurt steigern. 

 

Die acht Klavierstücke Op. 76, vier Capriccios und vier Intermezzi, 1878 komponiert, ergänzen das energetisch so reichhaltige und dichte Quintett. Hier beweist Couteau einmal mehr, wie sehr ihm diese variantenvollen Stücke im Schumann‘schen Fahrwasser liegen. Die sehr persönlichen Rubati wirken spontan, die Interpretation beeindruckt durch Natürlichkeit und poetisch lyrische Versenkung ebenso wie strukturelle Klarheit in der erfinderischen Maßlosigkeit des Brahms‘schen Kosmos.  

 

Mögen diesem Sprintstart weitere flotte Staffeln folgen. Die Frage „Lieben Sie Brahms“ beantwortet sich nach dem Anhören der CD von selbst.

 

Dr. Ingobert Waltenberger

 

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