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CD JOHANN JOSEPH ABERT: EKKEHARD, Wiederveröffentlichung; Capriccio

Live Mitschnitt Bad Urach, Festhalle, 4.10.1998

13.12.2019 | cd

CD JOHANN JOSEPH ABERT: EKKEHARD, Wiederveröffentlichung; Capriccio

Live Mitschnitt Bad Urach, Festhalle, 4.10.1998

 

Veröffentlichung:  10. Jänner 2020

 

Bei Jonas Kaufmanns zweiter Operngesamtaufnahme handelt es sich um die fünkaktige Oper „Ekkehard“. Sie mixt ganz im Stile der Grand Opera eines Meyerbeer liedhaft Lyrisches mit großen plakativen chorverstärkten Ensembles. Der deutsch-böhmische Tonsetzer Johann Joseph Abert war ein zuverlässiger und fruchtbarer Lieferant von Opern, Kammermusik und Orchesterwerken. Er wirkte lange Jahre am Hof des Königs von Württemberg, wo er die Positionen eines Hofkapellmeisters und später Königlicher Musikdirektors innehatte. 

 

Die 1878 an der Hofoper Berlin uraufgeführte Oper „Ekkehard“ ist eigentlich weder von dem wüsten mittelalterlichen Plot noch der konventionellen Musik – es brahmselt und wagnert (Tannhäuser) ganz ordentlich, aber leider wenig inspiriert – her wirklich beachtenswert, wenn, ja wenn nicht Jonas Kaufmann als tapfer sich schlagender Tenor der Titelpartie der geworden wäre, der er heute ist. 

 

Die durchaus dramatische Titelpartie des Mönch Ekkehard, in den sich die Herzogin Hadwig (wenig intonationssicher und dünn Nyla van Ingen) vergafft, zeigt Jonas Kaufmann noch als lyrisch schlanken Tenor, hell timbriert und mit unverschämt leichtgängigen Höhen. Das typisch rauchig dunkle Kaufmann-Timbre war noch nicht einmal in Ansätzen da. Dafür konnte sich Kaufmann damals schon in Bezug auf Phrasierung, Wort-Textausdeutung und dynamische Differenzierungskunst ganz auf eine musikalische Urbegabung stützen. Was wir noch lernen? Kaufmanns Gesangstechnik war von Beginn an stupend. 

 

Neben der klösterlich-christlichen Welt gibt es noch die heidnische der Waldfrau (Mihoko Fujimura) und das Heer der Hunnen mit dem Graf von Montfort (Jörg Hempel) an der Spitze. Am Ende muss der Mönch Ekkehard die Burg mit Schwert gegen die Hunnen verteidigen. Er erschlägt Montfort, in der Schlacht wird er tödlich verwundet und stirbt in den Armen Hadwigs. So weit, so klischeehaft.

 

In kleineren Rollen sind immerhin Christian Gerhaher (Rudimann, Kellermeister) und Alfred Reiter (Watzmann), weiters Susanne Kelling (Praxedis) und Henryk Böhm (Spazzo) zu hören.

 

Das SWR Rundfunkorchester Kaiserslautern unter der musikalischen Leitung von Peter Falk sorgt für ein hochromantisches Klangerlebnis, die Stuttgarter Choristen werden für diese Aufnahme wohl nicht berühmt werden.  

 

„Ekkehard“ wird weiterhin eine Marginalie in der Musikgeschichte bleiben, genau so wie diese Aufnahme in der steilen Karriere des Jonas Kaufmann. Fazit: Geeignet für Raritätensammler und Kaufmann-Fans, die wirklich alles haben wollen, wo sein Name drauf steht oder schlicht und einfach hören wollen, wie frisch er als 29 Jahre junger Sänger geklungen hat. 

 

Anmerkung: Jonas Kaufmanns erste Operngesamtaufnahme war „Die drei Wünsche“ von Carl Loewe:  Delta Music, mit Regina Klepper (Suleima), Franz Hawlata (Bathmendi), Jonas Kaufmann (Hassan), Florian Prey (Muley), dem Rundfunkorchester des SWR, Dirigent: Peter Falk (live 1996).

 

 Dr. Ingobert Waltenberger

 

 

 

 

 

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