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CD: JACQUES FROMENTAL HALEVY: LA REINE DE CHYPRE  – Orchestre de chambre de Paris, Hervé Niquet

Die Königin-Mutter von Zypern

27.05.2020 | cd

CD: JACQUES FROMENTAL HALEVY: LA REINE DE CHYPRE  – Orchestre de chambre de Paris, Hervé Niquet

Die Königin-Mutter von Zypern

La Reine de Chypre Inclus un livre - Jacques-François Fromental ...

Jacques Fromental Halévy, dem Opernliebhaber der Gegenwart als Autor von „La Juive“ und Schwiegervater George Bizets bekannt, konnte mit „La Reine de Chypre“ (UA 22.12.1841) einerseits an den Erfolg von „La Juive“ anknüpfen und hat andrerseits eine „Königin von Zypern-Mode“ in der Opernliteratur begründet: das Libretto von Jules Henri Vernoy Marquis de Saint-Georges, das dieser vor der Vertonung durch Halévy, zur (erfolgreichen) Vertonung (UA 03.12.1841) dem Münchner Hofkomponisten Franz Lachner überlassen hatte, stand dann auch Pate für Donizettis „Caterina Cornaro“ (UA 18.01.1844), Balfes „The daughter of St. Mark“ (UA 27.11.1844) und Pacinis „La Regina di Cipro“ (UA 07.02.1846).

Die Handlung hat, wie für die Grand Opéra konstitutiv, eine Liebesgeschichte vor grosser historischer Kulisse zum Thema. Mit den Schauplätzen Venedig und Zypern ist für reichlich Couleur locale gesorgt.

In den beiden ersten Akten wird das Liebesdrama verhandelt: Caterina Cornaro, die den französischen Ritter Gérard de Coucy liebt, muss aus Gründen der Staatsräson Jacques de Lusignan, den König Zyperns heiraten. Treibende Kraft ist hier Mocénigo, Senator und Mitglied des Rats der Zehn. Die beiden folgenden Akte handeln von der Rache der männlichen Protagonisten, Mocénigo, der Gérard umbringen möchte und Gérard, der Lusignan beseitigen will. Im letzten Akt klärt Gérard, mittlerweile Malteserritter geworden, alles auf. Mocénigo hat Lusignan, der Caterina mittlerweile alles gestanden hat, ein Gift gegeben, das ihn langsam sterben lässt. Mocénigo versucht einen Aufstand zu seiner Rettung, der aber von Lusignan und Gérard niedergeschlagen wird. Bevor Lusignan stirbt, setzt er Caterina und ihren gemeinsamen Sohn als seine Nachfolger ein. Gérard kehrt nach Rhodos zurück.

Wie so häufig bei Produktionen des Palazzetto Bru Zane ist musikalisch alles zum Besten bestellt. Das Orchestre de chambre de Paris unter Leitung von Hervé Niquet spielt grandios auf: das an Donizetti erinnernde Brio der Partitur kommt jederzeit bestens zur Geltung und die lyrische Stellen gelingen so hervorragend wie jene, wo der Pomp der grossen Szene gefragt ist. Stimmgewaltig, wohlklingend und präzis absolviert der Vlaams Radio Koor seine Einsätze.

Das prächtig besetzte Solistenensemble wird angeführt von Véronique Gens als Caterina Cornaro und Cyrille Dubois als Gérard de Coucy. Gens lässt die ganze Pracht ihrer Stimme hör- und spürbar werden. Ihre grosse Arie „Le gondolier, dans sa pauvre nacelle“ wird zum Höhepunkt. Dubois meistert, besonders beeindruckend in seiner grossen Arie „Arbitre de ma vie“ aus dem zweiten Akt, die enorm hohe Tessitura der Partie perfekt. Traumhaft schön gelingt das „Freundschaftsduett“ (dritter Akt) „Salut a cette noble France“ mit Étienne Dupuis als Jacques de Lusignan. Éric Huchet intrigiert als Mocénigo. Bestens disponiert ergänzen Christophoros Stamboglis als Andrea Cornaro, Artavazd Sargsyan als Strozzi  und Tomislav Lavoie als Offizier das Ensemble.

Eine höchst erfreuliche Begegnung mit einem höchst interessanten Werk!

 

27.05.2020, Jan Krobot/Zürich

 

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