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CD J. S. BACH: VIOLINKONZERTE – KATI DEBRETZENI, English Baroque Soloists, Sir John Eliot Gardiner; Soli Deo Gloria

27.02.2020 | cd

CD J. S. BACH: VIOLINKONZERTE – KATI DEBRETZENI, English Baroque Soloists, Sir John Eliot Gardiner; Soli Deo Gloria

Die rumänische Geigerin Kati Debretzeni ist Konzertmeisterin der English Baroque Soloists, eines schon legendären, historisch informiert aufspielenden Ensembles der ersten Stunde. Aber nicht nur das: Sie dirigiert, arrangiert, unterrichtet am Königlichen Konservatorium in Den Haag und liebt auch Kammermusik – seit rund zehn Jahren ist sie Mitglied des Klaviertrios Goya.

Auf der vorliegenden Aufnahme ist sie die grandiose Solistin von vier Violinkonzerten des Johann Sebastian Bach, BWV 1041, 1053, 1042 und 1052. Wie Gardiner das so schön formuliert, können Bachs Violinkonzerte als seine „freudige und nicht sonderlich dezente Art, den Leipziger Ratsherren die lange Nase zu drehen“, betrachtet werden. Obwohl sich Bach nach Strich und Faden abmühte, das Musikleben der Stadt qualitativ zu verbessern, unterstützen die Ratsherren Bach nach der Ernennung 1723 zum Thomaskantor nicht nur wenig, sondern waren nicht einmal gewillt, sich an das Vereinbarte zu halten. Das führte dazu, dass Bach 1729 die Leitung des Collegium Musicum übernahm. Dieses quirlige Studentenensemble mit bis zu 20 Mitwirkenden signalisierte Bachs Willen, sich vom Rat unabhängiger zu machen. Gardiner sieht die zeitliche Entstehung der Konzerte mit „ihren tanzbasierten Ecksätzen von übersprudelndem Erfindungsgeist und rhythmischem Überschwang und den erhabenen langsamen Sätzen von gedämpfter Intimität“ während dieser Zeit.

Im neuen Album treffen die Hit-Konzerte in a-Moll und E-Dur auf zwei aus dem Cembalorepertoire stammenden Werke in Bearbeitungen von Kati Debretzeni (Weltersteinspielung des Konzertes in D-Dur) und von Wilfried Fischer/Kati Debretzeni (Konzert in d-Moll). Kati Debretzeni spielt die Konzerte mit bestrickender Leichtigkeit, technischer Bravour, aber auch jenem unbenennbaren schmerzlichen Sehnen und ergebenen Blick auf die letzten Dinge, die erst den überbordenden Notengebirgen (vor allem der bearbeiteten Cembalokonzerte) ihre gefühlvoll starke Verankerung geben. Einen „Spielplatz der Sinne“ nennt Debretzeni diese formal auf die venezianische Dreisätzigkeit zurückgehenden (Violin)konzerte. Wichtig ist mir, dass Debretzeni im Vergleich zu anderen Alte Musik Geigerinnen nicht nur kalt gerade Töne produziert, sondern mit Klangfarben jongliert und eine vital aufmerksam dem Hörer verständliche Artikulation in der Gegenrede zum Orchester pflegt. Ganz ohne Schärfen im Streicherklang geht es aber dennoch nicht ab.

Den English Baroque Solists gelingen wie gewohnt fein austarierte, lebendige Wiedergaben mit guter Durchhörbarkeit der Stimmen, organischer geatmet und voller Hingabe.

Dr. Ingobert Waltenberger

 

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