CD „ITALIAN TENOR ARIAS“ AZER ZADA singt Donizetti, Leoncavallo, Mascagni, Puccini und Verdi; NAXOS
Ein junger Tenor aus Aserbaidschan mit einer gewaltigen Naturstimme, robustem Material, generöser Mittellage und metallischen Höhen legt sein erstes Solo-Album vor. Nein, es handelt sich nicht um Jusif Eyvazov (dem diese Ehre noch nicht widerfahren ist), sondern um den stimmlich interessanteren Landsmann Azer Zada. Nach dem Abschluss am Konservatorium in Baku gelang es ihm, in die Accademia des Teatro all Scala aufgenommen zu werden. Mit den lyrischeren Partien des großen Verdi und Puccini-Fachs startete er vor ca. fünf Jahren, mittlerweile ist der in Italien lebende und überwiegend dort auftretende Künstler schon bei Radames und Don José angelangt.
Zada ist einer jener seltenen jugendlichen Heldentenöre á la Atlantow. Da Vertreter dieses Fachs rar gesät sind, ist ihm eine Karriere auch außerhalb Italiens sicher. Der breite dramatische Stimmfluss liegt ihm aktuell deutlich mehr als fein modellierte Pianophrasen, wie an dem zu pauschal und steif intonierten ‚O dolci baci, o languide carezze, mentr’io fremente le belle forme disciogliea dai veli!“ aus der Arie ‚E lucevan le stelle‘ aus Puccinis „Tosca“ zu erkennen ist. Überhaupt müsste Zada – den Aufnahmen nach zu schließen – noch einiges an der Freiheit, Modulationsfähigkeit und Leichtigkeit in den Höhen arbeiten, um in die Spitzenliga aufzusteigen. Der angenehm leichte Druck in der Mittellage verstärkt sich mit zunehmender Höhe. An eine Arie mit einem hohen C hat er sich auf dem ersten Album nicht gewagt.
Die Programmwahl und -abfolge des mit netto nur 30 Minuten Arien gewidmeten und so knapp bemessenen Albums ist nicht aufregend. Wir hören die üblichen Tenorreißer aus Cavalleria rusticana, I Pagliacci., Turandot, Tosca, Macbeth und L’elisir d’amore, dazu die Arie ‚Apri la tua finestra‘ aus Mascagnis Oper „Iris“ und das ‚Ingemisco‘ aus dem „Verdi-Requiem“. Zum Strecken dirigiert Dmitry Yablonsky mit dem nur mittelmäßigen Kiev Virtuosi Symphony Orchestra die Intermezzi aus drei Mascagni Opern: „Amica“, „Cavalleria rusticana“ und „L’amico Fritz“.
Fazit: Eine Begegnung mit einer faszinierend mächtigen und interessant timbrierten Tenorstimme, der der Feinschliff und das dynamische Raffinement noch fehlen.
Dr. Ingobert Waltenberger