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CD: „INNER SPACES“ – neue CD mit der Pianistin Serra Tavsanli bei Solo Musica erschienen/

24.09.2023 | cd

Neue CD mit der Pianistin Serra Tavsanli bei Solo Musica erschienen/

Stürmisch bewegte Passagen

spac

Die Aufnahme „Inner Spaces“ ist das inzwischen dritte Album der aus Istanbul stammenden Pianistin Serra Tavsanli. Sie widmet es Johann Sebastian Bach. Anhand der Initialen B A C H hat Serra Tavsanli die zur Tonart passenden Stücke ausgewählt. Es seien Stücke, die für sie für unterschiedliche Begriffe stehen, die das Menschsein ausmachen und in allen Traditionen eine Rolle spielen würden. Die Partita in B-Dur symbolisiere den Glauben, die Partita in a-Moll stehe für die Hoffnung, die Toccata in c-Moll stehe für die Liebe und die Französische Ouvertüre in h-Moll symbolisiere unsere Gegenwart. Serra Tavsanli hat nach ihrem Studium in Hannover selbst eine Dozentenstelle an der Hochschule für Musik in Detmold inne. Ihre Kindheit in Istanbul sei ein Ort voller Regeln und Verbote gewesen. Dabei hätten ihr insbesondere die Kompositionen von Johann Sebastian Bach einen Zufluchtsort geboten. Sie sei plötzlich dort gewesen, wo alles gelinge, wo es sicher und frei sei. Ein Ort, der für jeden zugänglich sei, und wo Herkunft, Religion, Hautfarbe und Geschlecht keine Rolle mehr spielen würden: „Ein Ort, an dem wir nicht allein sind“. Und so klingen ihre Interpretationen der Werke Johann Sebastian Bachs auch ausgesprochen poetisch und frei fließend. Das prägnante Spiel der Pianistin wirkt hier immer kristallklar und dezent, die formale Klarheit leuchtet überall hervor. Wunderbar ausgewogen steigt das Thema zur Oktave auf, der streng dreistimmige Satz verfehlt seine Wirkung nicht. Auch die Allemande überzeugt hier im zweistimmigen Klaviersatz – und die triolische Figuration der Corrente besitzt in punktierten Achteln eine erfrischende Schwingkraft. Die Gigue gefällt aufgrund ihrer Melodielinie mit Sprüngen über mehr als drei Oktaven. Auch die kanonischen Stimmführungen der a-Moll-Partita erreichen in der schwungvollen Wiedergabe durch Serra Tavsanli eine ungeahnte Intensität, wobei die kunstvoll gegliederte zweistimmige Invention reizvoll hervorsticht. Die Gigue wiederum beeindruckt aufgrund ihres harmonischen Reichtums, der sich bei dieser Wiedergabe mit Ausdruckstiefe paart. Den überaus stürmisch bewegten Passagen der c-Moll-Toccata BWV 911 folgt ein kurzes Adagio mit ausgesprochen feierlichem Ausdruck, der sich vom vierstimmigen Satz in ein freies Figurenspiel auflöst. Zuletzt endet das harmonische Geschehen in einem wunderbar sphärenhaft interpretierten C-Dur. Die formale Gestaltung der Französischen Ouvertüre in h-Moll BWV 831 gelingt Serra Tavsanli imponierend. Punktierte französische Rhythmen, Triller und Mordente zeigen immer wieder neue Klangfarben mit eindringlichen Wechseln der Manuale. In der Sarabande dominiert das reine Gefühl der Melodie mit reicher chromatischer Harmonik. Die Bourree I und II sowie die Gigue überzeugen hier im punktierten Rhythmus der französischen Canarie. Mit ätherischer Grazie musiziert Serra Tavsanli zuletzt das „Echo“ mit einem sensiblen Wechsel von forte und piano. Feinste Klangspielereien lassen Assoziationen zu Couperin entstehen. Eine in jeder Hinsicht empfehlenswerte Einspielung.

Alexander Walther

 

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