CD HILA FAHIMA singt Arien von DONIZETTI und VERDI; Orfeo
Endlich haben wir wieder einmal eine junge Sopranistin, die den lyrischen Koloraturpartien von Donizetti und Verdi mädchenhaftes Flair mittels einer schwebenden Leichtigkeit in der Tongebung verleiht. Nebstbei sind – selten genug – mühe- und endlose hohe und höchste Noten zu hören.
Hila Fahima, aus Israel stammende Sängerin mit ausgiebiger Ensembleerfahrung in Berlin und Wien, hat gemeinsam mit dem RSO Wien unter der musikalischen Leitung des Mailänder Dirigenten Michele Gamba ihre erste (italienische) Arien-CD aufgenommen. Wer einen Vorgeschmack auf ihre brillante Gilda in Verdis „Rigoletto“ bekommen will, die sie bei den diesjährigen Bregenzer Festspielen singen wird, wird hier ebenso auf seine Kosten kommen wie Raritätensammler. So sind auf dem (welch Wohltat) ohne programmatischen Titel auskommenden Album etwa die Arie der Amalia ‚Tu del mio Carlo al seno‘ aus Verdis „I Masnadieri“ bzw. aus den Donizetti-Opern „Rosmonda d’Inghilterra“ (1. Akt das Rezitativ und die Arie ‚Ancor non giunse… Perché non ho del vento‘) und „Emilia di Liverpool“ (Arie aus dem 2. Akt ‚Confusa é l’alma mia‘) zu hören. Natürlich gibt es auch Repertoirereißer, wie die Wahnsinnsarie der Lucia aus „Lucia di Lammermoor“, die ebenso koloraturgespickte Arie der Marie „‘C’en est donc fait Salut á la France!‘ aus „La Fille du régiment“, die schmissige Norina-Arie aus „Don Pasquale“ oder eine duftige Kostprobe aus „L’elisir d’amore“ (‚Prendi per me sei libero‘) zu genießen.
Auf jeden Fall ist hier keine dem Alter der Figuren dramatisch entwachsene Heroine am Werk, es gibt auch keine veristischen Unarten zu konstatieren, sondern die fabelhafte Sängerin reiht sich in eine lange Tradition mit anderen genuin lyrischen Koloratursopranen wie Erna Berger, Mady Mesplé oder Lily Pons, Mado Robin, Erna Sack oder Sumi Jo. Ein reines Vergnügen!
Dr. Ingobert Waltenberger