Online Merker Logo

Die internationale Kulturplattform

CD: HECTOR BERLIOZ: Messe solenelle  – Le Concert Spirituel, Hervé Niquet

Frühwerk eines Genie in Reinform

07.06.2020 | cd

CD: HECTOR BERLIOZ: Messe solenelle  – Le Concert Spirituel, Hervé Niquet

Frühwerk eines Genie in Reinform

Berlioz: Messe Solennelle H 20 - Le Concert Spirituel, Hector ...

Hervé Niquet hat mit seinem Ensemble „Le Concert Spirituel“ (Chor und Orchester) und den Solisten Adriana Gonzalez, Julien Behr und Andreas Wolf im Juni 2019 in der Chapelle Royale Berlioz „Messe Solenelle“ (Neue Berlioz-Ausgabe Band 23) aufgenommen. Und die aufreibende Arbeit, von der Niquet im Booklet der CD berichtet, hat sich mehr als gelohnt!

Berlioz Jugendwerk entstand auf Bitten des Kapellmeisters Masson der Kirche Saint-Roch, der die Messe in seiner Kirche am Fest der Unschuldigen Kinder, der Schutzheiligen der Chorknaben, aufführen lassen wollte. Entgegen der Versicherungen Massons kamen doch Kosten auf Berlioz zu, der sich nun Geld leihen musste, um sein Werk aufführen zu können. Die geplante Uraufführung am 28. Dezember 1824 kam auch deshalb nicht zustande, weil François-René, Vicomte de Chateaubriand den jungen Berlioz finanziell nicht unterstützen wollte. Berlioz fand seinen Sponsor in der Person des Politikers und Militärs Augustin de Pons und so wurde die Messe am 10. Juli 1825 erfolgreich uraufgeführt.

In späteren Jahren sei Berlioz das Jugendwerk peinlich gewesen, und so, behauptet der Komponist, habe er alle entsprechenden Unterlagen verbrannt. Das Autograph hatte Berlioz offenbar nicht zur Hand, denn es tauchte 1991 in der St. Carolus Borromäus-Kirche in Antwerpen wieder auf.

Orchester und Chor des Concert Spirituel setzen unter ihrem Gründer die Partitur mit wohltuendem, fast mitreissendem jugendlichen Elan um und lassen das, wie es Niquet beschreibt, „Genie in Reinform, das nichts von irgendjemandem gelernt hat, sondern dem alles von der Natur mitgegeben wurde“ in jedem Moment erkennen und erfahren. Die Solisten Adriana Gonzalez (Sopran), Julien Behr (Tenor) und Andreas Wolf (Bass) tragen ihren Teil auf Augenhöhe bei.

Ein Ereignis! Eine Wucht!

06.06.2020, Jan Krobot/Zürich

 

Diese Seite drucken