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CD „HAYDN & STAMITZ“ – ANA de la VEGA und RAMÓN ORTEGA QUERO spielen Konzerte für Flöte und Oboe – PENTATONE

01.02.2020 | cd

CD „HAYDN & STAMITZ“ – ANA de la VEGA und RAMÓN ORTEGA QUERO spielen Konzerte für Flöte und Oboe – PENTATONE

Auf ihrer neuen CD – ihr Debüt-Album bei Pentatone mit Flötenkonzerten von Mozart und Mysliveček mit dem English Chamber Orchestra ist durchaus hörenswert – präsentiert die australische Flötistin Ana de la Vega gemeinsam mit dem Solo-Oboisten des Symphonieorchesters des Bayerischen Rundfunks Ramón Ortega Quero, Konzerte von Joseph Haydn und Carl Stamitz. Trotz allen Schwungs und Tempos zu schaumgebremst von den Trondheim Soloists unter der musikalischen Leitung von Geir Inge Lotsberg begleitet, verlangt die Kombination der klanglich wohl verwandtesten Holzblasinstrumente Oboe und Flöte ein feines Ohr, um die zarten Abschattierungen voll genießen zu können. Bei beiden Instrumenten handelt es sich um Melodieträger, die sich über den „Ozean an Harmonien“ aufschwingen, um ihre Lieder zu singen und ihre Geschichten zu erzählen. Ana de la Vega weiß, dass in der Oper der Dialog der beiden Instrumente das männliche und weibliche Prinzip in ihrer schönsten und reinsten  Form verkörpert. 

Der Grund, warum es zwar viele Konzerte für Flöte  solo und Oboe solo gibt, aber nur sehr wenige, die die beiden Instrumente miteinander in Beziehung setzen, liegt laut Ana de la Vega vielleicht darin, dass die technische Entwicklung der Oboe zum modernen Instrument erst im fortgeschrittenen 19. Jahrhundert stattfand. Wir haben jedenfalls die Gelegenheit, vier rare dreisätzige Konzerte der Vorklassik kennenzulernen. Zwei Konzerte von Carl Stamitz in G-Dur und in D-Dur werden von den Konzerten für Orgelleiern Nr. 1 und 3 von Joseph Haydn in C-Dur und in G-Dur gerahmt. Die Orgelleier oder Lira Organizzata war zwar ein eher in der Straßenmusik übliches und populäres Instrument, dennoch liebte es König Ferdinand IV von Neapel, der mehrere Kompositionen für Konzerte u.a. bei Pleyel und Haydn in Auftrag gab. Haydn hat diese Arbeiten offenbar sehr geschätzt, weil er sich selber ein Exemplar behielt, aber auch, weil er Teile etwa des 5. Konzerts in seiner Symphonie Nr. 89 verwertete. Heute werden diese Werke mangels Verfügbarkeit adäquater Instrumente vor allem von Flöte und Oboe gespielt.  

Carl Stamitz, Sohn und Schüler von Johann Stamitz, spielte als junger Musiker nicht nur im Mannheimer Orchester Violine, sondern tat sich schon sehr früh auch als Komponist hervor. Der viel reisende und schreibende Carl war aber wie die anderen Mitglieder des Stamitz-Clans beim Signieren und Katalogisieren nicht sehr eifrig. Daher gibt es immer wieder Hakeleien mit der genauen Zuschreibung auch seines Konzerts für Oboe und Flöte (stammt es etwa aus der Feder seines Bruders Anton?). Noch dazu starb Carl Stamitz dermaßen verschuldet, dass nach seinem Tod 1801 all seine Besitztümer versteigert wurden. Daher ist auch ein Großteil seines Werks bis heute verschollen. Umso mehr ist der Einsatz der beiden Künstler auf der vorliegenden CD zu schätzen. 

Es ist ein gut ausbalanciertes, auf klangliche Harmonie bedachtes, gediegen und feinsinnig musiziertes Album mit hohem Repertoirewert geworden, wenngleich die musikalische Substanz, ganz in höfischer Manier, bisweilen routiniert wirkt.  

Gemeinsame Konzerte von Ana de la Vega und Ramón Ortega Quero:

Berlin                   27.2.2020
Potsdam              12.3.2020
Hamburg             14.3.202
Berlin    20.5.2020

Dr. Ingobert Waltenberger

 

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