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CD HAYDN – JUBILEE QUARTET: Streichquartette Op. 64/4, Op. 20/2, Op. 54/2 – Rubicon

26.08.2019 | cd

CD HAYDN – JUBILEE QUARTET: Streichquartette Op. 64/4, Op. 20/2, Op. 54/2 – Rubicon

Es ist Zeit für Haydn. Nach oder neben all diesem Opern-, Star- und Festspielrummel samt medialer Erregungen auf allen Nebengleisen tut ein kleiner Umweg zur Königsgattung Streichquartett und einem wunderbar unprätentiösen, phantastisch musikalischem Ensemble unendlich gut.

Für ihr Debütalbum beim Label Rubicon hat sich das in London ansässige Jubilee Quartet, das auf eine 2006 gegründete Formation von Studenten der Royal Academy of Music zurückgeht, drei der besten Werke aus dem reichen Streichquartettschaffen Joseph Haydns ausgesucht: Op. 64/4, Op. 20/2, Op. 54/2.

Die Tschechin Teresa Privatska (Violine I), die Kanadierin Julia Loucks (Violine II), die Spanierin Lorena Cantó Woltèche (Viola) und der Brite Toby White (Cello) pflegen einen genuin erzählerischen, bisweilen lebhaften Konversationsstil im Sinne Goethes, der zur Gattung Streichquartett meinte: „Man hört vier vernünftige Leute sich unterhalten.“

Oberflächlich betrachtet charakterisieren die „Vier“ die Quartette in der Reihenfolge der Aufführung so: „Idyllisch, derb und funkelnd; ungestüm, spirituell und klagend; königlich, melancholisch und mitreißend.“ Ich denke, das Jubilee Quartet erzielt seine exquisiten Ergebnisse wie andere Spitzenensembles aus der richtigen Abmischung von intensivem Studium, höchster Präzision sowie dem gemeinsamen Hinterfragen von Sinn und Hintersinn all dieser wunderbaren Sätze, genannt Allegro con brio. Menuetto & Trio, Fuga a quattro soggetti (Fuge mit vier Themen) oder Vivace.

Sie stützen ihre instinktiven Entscheidungen auf die Analyse von Struktur und Harmonik in der Partitur, schließlich sollen ja alle die gleiche Überzeugung für jede einzelne Phrase aufbringen. Dieses hingebungsvolle Miteinander in Bezug auf melodische Linienführung, figuralen Schmuck, chorisches Atmen ist verbunden mit einer sinnlichen, das Rural-Höfische perfekt ausleuchtenden Tongebung. Natürlich darf so ein klitzekleiner Wettbewerbsgedanke nicht fehlen. Am besten spielt das Quartett genau dann, wenn die vier Stimmen einander inspirieren bzw. sich gegenseitig herausfordern. Mich begeistert der weich schwingende Klang der Streicher, der ganz im Gegensatz zum spitz dünn ausgehöhlten Spiel manch junger Originalklangafficionados auch die in schlichter Schönheit badenden Phrasen lustvoll auskosten darf. Zwiebelschmalzbrot und burgenländischer Wein, wer sagt da nein.

Anmutig, virtuos, sublim!

Dr. Ingobert Waltenberger

 

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