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CD: Gustav Mahlers dritte Sinfonie mit der Tschechischen Philharmonie unter Semyon Bychkov bei Pentatone erschienen.

11.03.2025 | cd

Gustav Mahlers dritte Sinfonie mit der Tschechischen Philharmonie unter Semyon Bychkov bei Pentatone erschienen

Mit ungebändigter Kraft

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Die im Sommer 1896 vollendete dritte Sinfonie in d-Moll von Gustav Mahler erfährt in der suggestiven Wiedergabe mit dem Dirigenten Semyon Bychkov und der Mezzosopranistin Catriona Morison sowie dem Prager Philharmonischen Chor und dem Kinderchor Pueri gaudentes eine beeindruckende Deutung. Dieses Werk verlangt sogar eine reichere Instrumentalbesetzung wie Mahlers zweite Sinfonie. Der erste ausgedehnte Satz schildert hier monumental, aber transparent die Situation, wenn Pan erwacht. Wie ein elektrisierender Marsch in vielen Bildern entwickelt Bychkov dabei die Situation. Alles entwickelt sich eindringlich aus einem wanderliedartigen Thema, es wächst und wandelt sich in mancherlei Gestalten. Nach Mahlers eigenen Worten vermischen sich hier Faunisches und Mystisches, Naturpoesie und Daseinsangst. In der zweiten Abteilung wird bei dieser Einspielung dann sehr bewegend das Gewordene vorgestellt und beschrieben. Das reizvoll musizierte Menuett beschreibt das Idyll „Was mir die Blumen erzählen“. Mahler merkte hierzu an, das dabei alles in der Höhe aufs leichteste und beweglichste schwanke und woge. Der dritte Satz mit dem Titel „Was mir die Tiere im Walde erzählen“ überzeugt bei dieser Interpretation als ausdrucksvolles Scherzo, dem die Melodie von Mahlers „Wunderhorn“-Lied „Ablösung im Sommer“ zugrundeliegt. Heiter wird die Melodie „Kuckuck hat sich zu  Tode gefallen“ musiziert. Vogelrufe illustrieren das volksliedhaft schlichte Thema mit filigraner Brillanz. Schalkhafte Klagegebärden ergänzen diesen ausdrucksvollen akustischen Eindruck. Idyllisch wirkt dann das Trio, wenn das Posthorn eine gefühlvolle Volksweise bläst. Die Tschechische Philharmonie spielt ausgesprochen kultiviert.  Und mit ungebändigter Kraft tritt die Tierepisode in den Vordergrund. Besonders gut gelungen ist der vierte Satz, wo die Altistin Catriona Morison  ihr Solo zu Nietzsches Worten anstimmt. Aus geheimnisvollem Nachtdunkel tauchen Weisen des ersten Satzes auf, die Altistin singt schmerzlich vom Weh der Welt. Warm blüht diese Melodie bei den Worten „Doch alle Lust will Ewigkeit“ auf. Knaben- und Frauenchor fallen zu Glockenklang in erfrischender Weise zu Versen des „Wunderhorn“-Liedes „Es sungen drei Engel einen süßen Gesang“ ein. Der Prager Philharmonische Chor und der Kinderchor Pueri gaudentes interpretieren diese Sequenzen mit geradezu sphärenhafter Leichtigkeit. Lustig und keck wirkt dieser Engelsgesang. Jesu Worte an den reuigen Sünder Petrus rücken ergriffen in ein jenseitiges Licht – dann gewinnt wieder der kindlich-frohe Ton die Oberhand. Semyon Bychkov interpretiert diese Passagen aber nie sentimental, sondern lauscht einfühlsam der Musik nach. Träumerisch entrückt erklingt der letzte Satz „Was mir die Liebe erzählt“. Sehr bewegend breitet sich die Streichermelodie aus, überwindet alte Erinnerungen an überstandene Stürme und schwillt bis zum hell aufglühenden Schluss überwältigend an! Gerade hier hört man diese Musik neu. 

Alexander Walther

 

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