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CD: GIOVANNI SIMONE MAYR: LE DUE DUCHESSE – Concerto de Bassus, Frank Hauk

10.05.2020 | cd

CD: GIOVANNI SIMONE MAYR: LE DUE DUCHESSE – Concerto de Bassus, Frank Hauk

 Eine superbe Oper, die es wiederzuentdecken gilt!

Das Label Naxos und der Dirigent und Musikwissenschaftler Franz Hauk führen ihren verdienstvollen Einsatz für den Komponisten Giovanni Simone Mayr (https://onlinemerker.com/giovanni-simone-mayr-der-vater-der-italienischen-oper-des-19-jahrhunderts/) mit der Weltersteinspielung (2017 im  Kongregationssaal in Neuburg an der Donau) von dessen „Le Due Duchesse ossia La caccia dei lupi“ fort.

Das Schaffen Mayrs (und früher auch anderer Opern-Komponisten der italienischen Romantik) hat im deutschen Sprachraum noch immer unter starken Vorurteilen bis hin zu blanker Unwissenheit zu leiden.

Mayr ist der Missing Link zwischen den verschiedenen Opern-Stilen des ausgehenden 18. Jahrhunderts und der romantischen italienischen Oper des 19. Jahrhunderts: er hat Komponisten wie Rossini, Bellini und Donizetti bis hin zu Verdi beeinflusst (so auch im hervorragend aufbereiteten Libretto nachzulesen). „Auf eine vereinfachte Formel gebracht, ergibt der verfeinerte Orchestersatz der Wiener Klassik, amalgamiert mit melodischer Italianità der (Spät-)Neapolitaner, Mayrs Personalstil“ (Booklet zur CD). „Um 1813 war Rossini der aufgehende Stern, zwar noch nicht über Mayr, aber doch beinahe schon auf gleicher Höhe; ein Korrespondent der Allgemeinen Musikalischen Zeitung urteilte: „Er ist, nach Sim. Mayr, wol heut zu Tage der beste Opern-Compositeur in Italien“ (Booklet zur CD).

Ebenso verbietet sich eine Bewertung des Librettos nach heutigen Massstäben: unter diesem Problem hat nicht nur Verdis Trovatore zu leiden. Die Librettisten hatten nach den Vorgaben der Impresarii (und manchmal auch der Komponisten) den Zeitgeschmack zu bedienen. Felice Romani, der führende Librettist in Mayrs Zeit, hat ihm, nach den Massstäben der Zeit wie auch, wenn man ernsthaft darauf einzugehen bereit ist, auch nach heutigen Massstäben ein qualitativ hochstehendes Libretto geschaffen.

Ähnlich zukunftsweisend wie Mayrs Schaffen ist die Gattung der Opera semiseria: hier werden Elemente zusammengeführt, ohne die die weitere Opern-Literatur nicht zu denken ist.

Franz Hauk dirigiert einen enorm spielfreudigen Concerto de Bassus, ein Ensemble aus Professoren und Absolventen der Hochschule für Theater und Musik München, an der Hauk historische Aufführungspraxis und Kirchenmusik unterrichtet. Mayrs prickelnde Musik und ihre schlicht phänomenale Instrumentation kommen perfekt zur Geltung.

Die zahlreichen Chöre des Stücks werden vom Simon Mayr Chor und Zuzügern aus dem Chor der Bayrischen Staatsoper München satt und klangschön gesungen.

Die solistischen Rollen sind rollendeckend bis hervorragend besetzt:

Edgar                                                 Young-Jun Ahn, Tenor
Loredano                                          Jaegyeong Jo, Bass
Malvina                                             Eun-Hye Choi, Soprano
Enrico                                               Markus Schäfer, Tenor
Artur                                                  Jörn Lindemann, Tenor
Ruggiero                                           Harald Thum, Tenor
Laura                                                 Tina Marie Herbert, Soprano
Betzi                                                  Anna Feith, Soprano
Berto                                                 Samuel Hasselhorn, Baritone
Guglielmo                                         Niklas Mallmann, Bass
Pietro                                                Andreas Mattersberger, Bass

Eine superbe Oper, die es wiederzuentdecken gilt!

 

09.05.2020, Jan Krobot/Zürich

 

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