CD: GIORGIO CAODURO: THE ART OF VIRTUOSO BARITONE – Virtuosi Brunenses, Jacob Brusa
Pures Vergnügen
Mit dem Album «The art of virtuoso baritone – Arias by Rossini» legt der im deutschen Sprachraum noch wenig präsente Bariton Giorgio Caoduro eine überzeugende Visiten-Karte vor. Mit den auf der Silberscheibe vertretenen zehn Arien aus dem umfangreichen Schaffen des Schwans von Pesaro hat Caoduro einen guten Querschnitt gewählt und kann so seine Stimme überzeugend präsentieren. Damien Colas gibt in seinem Booklet-Text «Die Kunst des Rossinischen Baritons» überzeugende musikhistorische Erklärungen dazu.
Mit «Oh qual voce d’intorno rimbomba» aus «Torvaldo e Dorliska» (1815), «Accusata di furto» aus «La gazza ladra» (1817) und «Una voce m’ha colpito» aus «L’inganno felice» (1812) sind drei Werke vertreten, deren Bassrollen in den Uraufführungen von Filippo Galli (1783–1853) interpretiert wurden. Die drei Arien zeigen, welche Stimmumfang Bässe in jener Zeit, als es die «Zwischenstimme» Bariton noch nicht gab, hatten und wie vielfältig Rossinis Schaffen ist. «Una voce m’ha colpito» aus «L’inganno felice» (1812) gelingt Caoduro hervorragend. Er trifft den typischen Rossini-Ton bestens und begeistert mit seinen guten Höhen und virtuosen Koloraturen. In «Accusata di furto» aus «La gazza ladra» (1817) macht Caoduro die Verzweiflung des Vaters, deren Tochter unschuldig zum Tode verurteilt ist, eindringlich deutlich. «Oh qual voce d’intorno rimbomba» aus «Torvaldo e Dorliska» (1815) ist die Arie des Schurken Ordow und entsprechend tief und dunkel angelegt. Hier ist eines der berühmten Crescendi Rossinis zu erleben. Die Tessitura dieser Rolle scheint Caoduro nicht ganz optimal zu liegen: die Stimme tönt rauer und weniger flexibel. Die Arien «Come un’ape ne’ giorni d’aprile» (Arie des Dandini), «Un segreto d’importanza» (Arie des Dandini) und «Là del ciel dell’arcano profondo» (Arie des Alidoro) aus «»La Cenerentola» (1817) gelingen Caoduro schlicht mustergültig und lassen seine umwerfende Bühnenpräsenz erahnen. In «Nel teatro del gran mondo» (1813) gelingt es Caoduro trotz seines jungen Alters den Prototyp des Rossinischen Griesgrams so farbig zu zeichnen, dass er gleich vor dem inneren Auge des Zuhörers erscheint. Die Höhepunkte der Aufnahme sind «Si, vi sarà vendetta» aus «Semiramide» (1823) und «Sois immobile» aus «Guillaume Tell» (1829). Hier kann Caoduro seine Stimme frei strömen lassen und uneingeschränkt belcantistischen Wohlklang verbreiten.
Die Virtuosi Brunenses unter Jacopo Brusa sind Caoduro Begleiter auf absoluter Augenhöhe. Als Orchester in Residence der Rossini-Festspiele in Wildbad (2008 – 2014) spielen sie einen traumhaften perlenden Rossini. Der Brünner Janáček-Chor (Leitung: Pavel Koňárek) wie auch die Solisten Anna Viola (Sopran), Cecilia Bernini (Mezzo-Soprano), Alessandro Cortello (Tenor) und Fabio Maria Capitanucci (Bariton) tragen leidenschaftlich ihren Teil zum Gelingen bei.
Pures Vergnügen!
20.03.2021, Jan Krobot/Zürich