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CD GIACOMO PUCCINI: TOSCA – Eleonora Buratto, Jonathan Tetelman und Ludovic Tezier, Daniel Harding dirigiert Orchestra e Coro dell’Accdemia Nazionale di Santa Cecilia; Deutsche Grammophon

27.03.2025 | cd

CD GIACOMO PUCCINI: TOSCA – Eleonora Buratto, Jonathan Tetelman und Ludovic Tezier, Daniel Harding dirigiert Orchestra e Coro dell’Accdemia Nazionale di Santa Cecilia; Deutsche Grammophon

Konzertantritt von Daniel Harding als Musikdirektor des Orchesters mit „Tosca“ aus Anlass des 125. Jubiläums ihrer Uraufführung

tosc

Da kein dezidierter Tag des Konzerts als Aufnahmedatum angegeben ist, gehe ich davon aus, dass es sich um eine gemischte Konzert-Studioproduktion handelt und damit fast schon um ein Wunder an feinsinnig gearbeiteter Aufnahme eines Opern-Standardwerks. Zwar ist der britische Dirigent Daniel Harding im Vergleich zu seinem breiten symphonischen Repertoire bisher weniger als Operndirigent in Erscheinung getreten, aber als neuer Chef des Orchestra dell’Accdemia Nazionale di Santa Cecilia und somit als Nachfolger von Antonio Pappano, der diese Position von 2005–2023 innehatte, wird er sich an diese Rolle wohl gewöhnen müssen.

Auf jeden Fall scheint sich Harding mit „Tosca“ und dem römischen Luxusklangkörper wohl zu fühlen und interpretiert eine spannend erzählte, in den lyrischen Passagen gefühlvoll ausgelotete Verismo-Oper.

Die Aufnahme ist wahrscheinlich nicht zuletzt als Vehikel für den neuen Tenorhelden der Deutschen Grammophon, Jonathan Tetelman, gedacht. Er schlägt sich in der Rolle des politisch gegen den Machtstrom schwimmenden Malers Cavaradossi wacker und setzt mit seinem virilen, jedoch bisweilen wenig geschmeidigen Tenor die üblichen dramatischen Höhepunkte effektvoll in Szene. Im direkten Vergleich mit dem letzten Superstar in dieser Rolle, nämlich dem jungen Jonas Kaufmann, hat er in Bezug auf tenoralen Schmelz und vokaler Detailzeichnung aber doch das Nachsehen.

Das gilt auch für Eleonora Buratto als Tosca, die ein durchaus stimmiges Porträt der Bühnen-Sängerinnen-Diva zu vermitteln vermag. Gerade in dieser Oper, wo so viele der besten Sopranistinnen aller Zeiten Tondokumente aus dem Studio oder live hinterlassen haben, drängen sich jedoch, ob gewollt oder nicht, Vergleiche nahezu auf. Was die Einzigartigkeit des Timbres, Gestaltungsvermögen und hochdramatische Attitüde in historischer Perspektive anlangt, da liegt Buratto, die je nach Perspektive vielleicht das heute Gutmögliche der Rolle einzulösen vermag, gerade einmal im Mittelfeld.

Eine Sonderstellung nimmt Ludovic Tézier als römischer Polizeichef, Baron Scarpia, ein. Er zählt zu den vom ersten Moment an auch vordergründig furchteinflößenden „Bösen“ und überzeugt daher uneingeschränkt in jeder gesangshistorischen Betrachtung.

Die Besetzung der kleineren Rollen (Giorgio Manoshvili als Cesare Angelotti, Matteo Macchioni als Spoletta, Davide Giangregorio als Sagrestano, Nicolo Ceriani als Sciarrione, Costantino Finucci als Carceriere und Alice Fiorelli als Hirte) spiegelt ein gediegenes Niveau.  

Diese neue, tontechnisch hochauflösende Aufnahme, die vor allem Orchester und Dirigenten ein hervorragendes Zeugnis ausstellt, erinnert zugleich an den 100. Todestag Puccinis.

Dr. Ingobert Waltenberger

 

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