CD: GIACOMO MEYERBEER: GLI AMORI DI TEODOLINDA – Orchestre de Chambre de Lausanne, Diego Fasolis
Höchst virtuose Salonmusik
Die Opéra de Lausanne überzeugt immer wieder mit einem Spielplan, der regelmässig Raritäten enthält. Eine dieser Perlen, die zu entdecken war und nun auf CD vorliegt, ist Giacomo Meyerbeers Dramatische Kantate für Sopran, Soloklarinette, Chor und Orchester „Gli amori di Teolinda“, „Die Liebschaften Teodolindens“.
Stilistisch ist das Pastorale auf der Höhe der Zeit und zeigt, was Meyerbeer in Venedig gelernt hatte und lässt sein Talent, verschiedene Musikstile zu verschmelzen und sich für sein Schaffen zu eigen zu machen, erahnen. Das Libretto stammt von Gaetano Rossi, einem der wichtigsten Librettisten jener Zeit, der für alle Komponisten seiner Zeit schrieb. So stammen das Libretto zu Rossinis „Tancredi“ und „Semiramide“, Mayrs „L’amor coniugale“, Donizettis „Linda di Chamounix“ oder Meyerbeers „Il crociato in Egitto“ von ihm.
Die achtsätzige Kantate, die 1816 in Verona uraufgeführt worden sein soll, soll Meyerbeer für die befreundete Sängerin Helene Harlass und deren Freund, den Klarinettenvirtuosen Heinrich Joseph Baermann, komponiert haben.
Das Orchestre de Chambre de Lausanne unter Diego Fasolis bringt die hoch virtuose Salonmusik ungemein farbig und lebendig zur Geltung. Die niederländische Sopranistin Lenneke Ruiten legt die Rolle der Teodolinda ausgesprochen dramatisch an. Gerade im Zusammenspiel mit dem stimmgewaltig auftretenden Choeur de l‘Opéra de Lausanne (Leitung Jean-Philipp Clerc) erhält das Pastorale eine Dramatik, die ihm so eigentlich nicht zu eigen ist. Am Schluss klingt das Pastorale mehr nach deiner dramatischen Oper im Stile von „Lucia di Lammermoor“. Absolut virtous spielt Davide Bandieri die Klarinette, die hier Teodolindas Geliebten Armidoro vertritt.
Lohnender Kontakt mit einem höchsten interessanten Frühwerk im Stile virtuoser Salonmusik.
07.09.2020, Jan Krobot/Zürich