CD: GEORG PHILIPP TELEMANN: MUSICALISCHES LOB GOTTES – Hamburger Ratsmusik, Simone Eckert
«Musicalisches Lob Gottes»
Also Co-Produktion von Radio Bremen und dem Label cpo legt die Hamburger Ratsmusik unter Leitung von Simone Eckert die Einspielung dreier Kantaten aus Georg Philipp Telemanns «Musicalisches Lob Gottes» vor. Die um vier Fantasien für Viola da Gamba ergänzte Aufnahme entstand vom 8. bis 11. Mai 2020 im Sendesaal von Radio Bremen.
Zwischen 1725 und 1748 veröffentlichte Telemann teils im Selbstverlag, teils bei Musikverlegern 360 Kirchenstücke in Druckjahrgängen. Dem Entschluss zum Druck dieser fünf Editionsprojekte verdankt die Rezeptionsdynamik seiner Musik die entscheidende flächendeckende Ausdehnung, die ihn zu seiner Zeit zum «General-Kapellmeister» des protestantischen Deutschland werden liess. Den Höhepunkt dieser Druckjahrgänge bildet das «Musicalische Lob Gottes in der Gemeine des Herrn», das zwischen Oktober 1742 und Oktober 1744 beim Nürnberger Musik-Verleger Balthasar Schmid in Einzelausgaben erschien und von diesem um einen Sammeldruck der Texte der Kirchenmusiken von Telemanns Lieblingsdichter Erdmann Neumeister, ein Lebenslauf Telemanns in deutscher und französischer Sprache sowie einen Portraitstich des Komponisten ergänzte. Die singuläre Form der Kantaten, als einzige der Druckjahrgänge enthalten sie eine Fuge, einen Kontrapunkt, Rezitativ, Arie, zwei Chöre und eine Wiederholung des Eröffnungschores, und die Anpassungsmöglichkeit der Kantaten auf die jeweiligen Verhältnisse (das sie «überall practicabel sey») dürfte unterstützt vom Musikmarketing Schmids für den Erfolg des «musicalischen Lob Gottes» gesorgt haben.
Die kammermusikalisch ausgerichtete Einspielung der drei Kantaten «Jauchzet, ihr Himmel» (Kantate TVWV 1:957 Nr. 23), «Gedenke doch, wie ich so elend und verlassen» (Kantate TVWV 1:583 Nr. 21) und «Dies ist der Tag, den der Herr macht» (Kantate TVWV 1:359 Nr. 24) durch nur fünf Musiker der Hamburger Ratsmusik (Christoph Heidemann, Gabriele Steinfeld, Ulrich Wedemeier, Anke Dennert und Simone Eckert) deutet die Kantaten als intime geistliche Musik, was den Werken sehr zugutekommt. Das subtile Musizieren der Ratsmusik und die Ergänzung der Kantaten durch vier Fantasien für Viola da Gamba (TWV 40:26, TWV 40:27, TWV 40:28 und TWV 40:29) verstärken den positiven Eindruck Die in der Kirchenmusik bestens geschulten Solisten Dorothee Mields (Sopran), Hanna Zumsande (Soprano) und Klaus Mertens (Bass) begeistern mit ihrer enormen Musikalität und absoluten Textverständlichkeit.
Eine weitere wertvolle Bereicherung der Telemann-Diskographie.
23.08.2021, Jan Krobot/Zürich