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CD: GEORG PHILIPP TELEMANN : Ino & Late Works • Akademie für Alte Musik Berlin, Bernhard Forck

14.03.2024 | cd

CD: GEORG PHILIPP TELEMANN : Ino & Late Works • Akademie für Alte Musik Berlin, Bernhard Forck

Der späte Telemann

Auf ihrer neuesten Einspielung präsentiert die Akademie für Alte Musik Berlin Werke des über 80jährigen Georg Philipp Telemann.

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«Im Mittelpunkt des neuen Albums steht Telemanns „Ino“ – eine packende, hochdramatische Kantate aus dem Kreis der Mythen des klassischen Altertums. … Das Album präsentiert zudem weitere Spätwerke, die alle die bemerkenswerte Kreativität und Produktivität des seinerzeit bereits 84-jährigen Komponisten zeigen.» (https://akamus.de/de/node/2790)

Die Ouverture D-Dur (TWV 55:D21) entstand 1765 für den Landgrafen Ludwig VIII. von Hessen-Darmstadt, den Telemann seit seiner Frankfurter Zeit kannte. Sie ist im Stil der Ouvertüren aus Telemanns Musique de Table (1733) gehalten und so verfügen die sieben Teile neben Streichern und Continuo über weitere obligate Instrumente

Die Sinfonia melodica in C-Dur (TWV 50:2) steht dafür, dass sich die Gattungsbezeichnungen zu dieser Zeit im Fluss befinden. Galt um 1700 ein einteiliges Instrumentalstück als Sinfonie, ist es nun ein mehrteiliges Instrumentalstück. Den Kopfsatz gestaltet Telemann nach dem konzertierenden Prinzip in italienischer Manier, mit zwei Oboen neben Streicher und Continuo.

Den Anspruch einer unterhaltsamen Suite erfüllt das Divertimento Es-Dur (TWV 50:21) durch programmatische Überschriften die Stimmung einer unbekümmert-heiteren Jagd-Gesellschaft einzufangen.

In der dramatische Kantate «Ino» (TVWV 20:41) verknüpft Telemann kurz vor seinem Tod die Qualitäten der aktuellen Musik mit denen der vorausgegangen Epoche. Ob «Ino» noch zu Lebzeiten Telemanns aufgeführt wurde, ist unklar. Als Librettisten wählte Telemann Carl Wilhelm Ramler (1725-1798), mit dem er schon mehrfach erfolgreich zusammengearbeitet hatte. An Ramlers Arbeiten schätzte Telemann den konzentrierten Zugriff, den moderat pathetischen Stil, die variable Metrik wie auch die vokalreiche und musikalisch ergiebige Sprache. Ramlers Ino-Text hatte Telemann 1766 im Hamburger Journal «Unterhaltungen» entdeckt.

Die Geschichte um Ino gehört zu den Sagen und Mythen des klassischen Altertums. Ino, Tochter des Königs Cadmus von Theben, hat Bacchus, Ergebnis eines Seitensprung Jupiters mit ihrer Schwester Semele, aufgezogen. So wird Ino Ziel der Eifersucht von Jupiters Gattin Juno, die dazu Inos Ehemann Athamas in Raserei versetzt, damit dieser Frau und Kind verfolge. Seinen Sohn Learchos hat er bereits an einer Felswand zerschmettert, nun verfolgt er Ino und Learchos Bruder Melicartes, bis diese sich an der felsigen Küste in auswegloser Lage sieht. Mit Empörung wird sich Ino bewusst, dass Juno die Ursache ihres Unglücks ist. Um sich Athamas zu entziehen, stürzt sich Ino mit Melicartes von den Klippen ins Meer. Mutter und Sohn werden von den Wellen getragen, von den Meers-Göttern begrüsst und vom Herrn der Fluten, Neptun, in sein Reich aufgenommen, wo er sie zu den Meeresgottheiten Leukothea (Ino) und Palaemon (Melicartes)denen die Tröstung Schiffbrüchiger obliegt, ernannt. Die verwandelte Ino richtet ihren grossen Schlussgesang an Neptun.

Mit «Ino» gelingt dem Altmeister ein Glanzstück an rhetorischem Ausdruck und dichter Atmosphäre. Christina Landshamer interpretiert die Kantate leidenschaftlich direkt und klarem, sauber geführtem Sopran. Die Akademie für Alte Musik Berlin unter Leitung von Bernhard Forck musiziert gut akzentuiert, hochkonzentriert und farbenreich und macht die Einspielung zum grossen Vergnügung.

Eine spannende Einspielung!

12.03.2024, Jan Krobot/Zürich

 

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