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CD: GEORG FRIEDRICH HÄNDEL: THEODORA • Arcangelo, Jonathan Cohen

08.03.2024 | cd

CD: GEORG FRIEDRICH HÄNDEL: THEODORA • Arcangelo, Jonathan Cohen

Händels Bestes

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«Theodora» ist der Singulär unter Händels englischsprachigen Oratorien: es basiert nicht auf einem alttestamentarischen Stoff, sondern spielt in christlicher Zeit, es gibt keinen nationalen Triumph und keinen finalen Jubelchor. Und Händel selbst betrachtete es als sein bestes Oratorium. Das Libretto über eine standhafte Christin im Römischen Reich stammt von Thomas Morell, einem Literaten, Priester und Altphilologen mit Begeisterung für die frühe Kirche, der sich von der Novelle «The Martyrdom of Theodora and of Didymus» (1687) von Robert Boyle inspirieren liess. Morell bearbeitet die Legende der Märtyrerin Theodora, die während der Christenverfolgungen des Kaisers Diokletian als Strafe für ihren Glauben zur Prostitution gezwungen wurde. Der von ihr bekehrte römische Soldat Didymus verhalf ihr durch Kleidertausch zur (erfolglosen) Flucht. Beide werden schliesslich hingerichtet. «Theodora» handelt von der Macht eines visionären Glaubens, der nach einem besseren Leben strebt.

Louise Alder gibt die Titelfigur Theodora mit kristallklarem, bestens fokussiertem und souverän ruhig geführten Sopran. Sie findet das genau richtige Mass stimmlicher Dramatik. Tim Mead ist mit seinem prachtvollen, hellen, frischen und technisch souverän geführten Counter-Tenor eine Ideal-Besetzung des Didymus. Anna Stéphany leiht der Irene ihren weit ausufernden Mezzosopran. Etwas weniger «falsche Dramatik» (Vibrato) würde die Textverständlichkeit verbessern und ihre Interpretation auf das Niveau ihrer Mitstreiter heben. Stuart Jackson als Septimius begeistert mit klar konturiertem, kristallklar-samtigem und bestens verständlichen Tenor mit schier endlosem Atem. Seine enormen, federleicht erreichten Höhen lassen an einen Haute-contre denken. Adam Plachetka gibt mit kernig-herbem, koloratur- und höhensicheren Bass-Bariton einen bestens verständlichen Valens.

Das Arcangelo Orchestra unter Jonathan Cohen begeistert mit kompaktem, farbenfrohem Spiel, das sich an den Solisten ausrichtet und sie auf Händen durch das Werk trägt. Der Arcangelo Chorus klingt, wie man sich einen englischen Oratorienchor vorstellt: Kompakt, ausdrucksstark im ganzen Spektrum der ihm von Händel zugedachten Auftritte und absolut textverständlich.

Ein Klang-Erlebnis: absolute Empfehlung.

08.03.2024, Jan Krobot/Zürich

 

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