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CD: GEORG FRIEDRICH HÄNDEL: MESSIAH – Akademie für Alte Musik Berlin, Justin Doyle

19.10.2020 | cd

CD: GEORG FRIEDRICH HÄNDEL: MESSIAH – Akademie für Alte Musik Berlin, Justin Doyle

Von wegen, Master Jennens, von wegen!

So kreative CD-Booklets sind nicht Standard!

„Von wegen, Master Jennens, von wegen!“ antwortet Händel seinem Librettisten im Zwiegespräch auf dessen Behauptung, er sei im August 1741 auf der Bugwelle seines Ruhms geschwommen. Für einmal sind die Informationen des Booklets nicht in einen trockenen Aufsatz sondern von Roman Hinke in die Unterhaltung von Komponist und Librettist gefasst (O Engländer, seid ihr nicht Toren? – Zwei gepuderte Häupter im Streit). Der Disput endet wie folgt (Zitat aus dem Programmheft):

CJ Gerade an diesem Neujahrsabend spielen sie unseren Messiah in der Berliner Philharmonie. Und wie viele Musiker stehen dort auf der Bühne? Nur siebenundsechzig, kaum mehr als damals in Dublin, obwohl der Saal viel größer ist. Siebenundsechzig nebst vier fabelhaften Solisten und Master Doyle am Pult.

GFH Doyle? Doch nicht etwa ein Engländer? O Schreck!

CJ Keine Angst. Der kennt Deine Sorgen und ist nach Kräften um Wiedergutmachung bemüht.

GFH Ein Segen. Also hören wir zu, Charlie,

wollen wir?

CJ Gerne. Aber danach streiten wir weiter. Abgemacht, Freddie?

GFH Unbedingt.

Wie der Streit wohl weitergegangen wäre? Auf jeden Fall gilt: Wiedergutmachung voll und ganz geglückt!

Zur der Aufnahme in der Jesus-Christus-Kirche in Berlin-Dahlem im Januar 2020 war ein hochkarätiges Solistenquartett versammelt. Bei jedem Einzelnen begeistern die absolute Textverständlichkeit und die perfekte Technik aufs Neue. Julia Doyle überzeugt mit einem mädchenhaften, enorm frischen Sopran. Der Alt von Tim Mead bietet einen herrlichen Kontrast zu ihrer Stimme. Gerade zu klassisch tönen der Tenor von Thomas Hobbs und der Bass von Roderick Williams.

Die Akademie für Alte Musik Berlin unter Justin Doyle spielt einen höchst ästhetischen, gediegen lebhaften Handel in bestem englischem Stil. Weder überprägnante Akzentuierung moderner Alte Musik-Ensembles noch der klangliche Brei romantischer Orchester reizen das Ohr des Zuhörers. Der RIAS Kammerchor Berlin fügt sich nahtlos ein und begeistert mit absoluter Textverständlichkeit. Bravissimi!

Pures Vergnügen!

19.10.2020, Jan Krobot/Zürich

 

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