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CD: GAËTANO DONIZETTI: LE NOZZE IN VILLA • Orchestra Gli Originali, Stefano Montanari

18.10.2021 | cd

CD: GAËTANO DONIZETTI: LE NOZZE IN VILLA • Orchestra Gli Originali, Stefano Montanari

WORLD PREMIERE RECORDING

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Hörenswertes Frühwerk des Bergamasker Meisters

Mit «Le Nozze in Villa» als Weltersteinspielung ergänzt das Label Dynamic die Diskographie von Donizettis Opern um eine wichtige Aufnahme. Die Live-Aufnahme entstand am 22. November 2020 im Rahmen des «Festival Donizetti Opera 2020» im Teatro Donizetti in des Komponisten von Corona schwer gebeutelten Heimatstadt Bergamo.

Das Dramma buffo in zwei Akten «Le Nozze in Villa» ist die dritte, zu Lebzeiten aufgeführte Oper des Komponisten. Wie die beiden ersten Werke, «Enrico di Borgogna» und «Una follia», entstand das Werk für die Opernkompanie von Paolo Zancla, der in Verona beheimatet, die Konzession der Theater in Bergamo, Cremona und Lodi besass. Das Libretto mit der Geschichte von Sabina, der Tochter des Bürgermeisters, die nach einigen gattungstypischen Irrungen und Wirrungen doch noch ihren Geliebten Claudio heiraten kann, stammt, wie die Libretti der beiden anderen Opern, von Donizettis Studienkollegen Bartolomeo Merelli. Der 1794 in Bergamo geborene Merelli ging um 1812 nach Mailand, wo er als Theateragent arbeitete und gleichzeitig Libretti für Mayr, Donizetti, Vaccai und andere Komponisten schrieb. Bekannte wurde er als Impresario der Scala (1829-1850) und des Kärtnertortheaters (183-1848) und «Inspirator» von Verdis «Nabucco». Über Entstehung und Aufführung des Werks ist nur wenig bekannt. Uraufgeführt wurde es in der Karnevalssaison oder spätestens der Frühlingssaison 1819 in Mantua. Zur Uraufführung sind weder ein Libretto noch Kritiken überliefert. Der Zeitraum lässt sich aber eingrenzen, da das gedruckte Libretto der folgenden, im September 1819 uraufgeführten Oper «I piccioli virtuosi ambulanti» eine Arie als Übernahme aus «Le Nozze in Villa» vermerkt. Weitere Aufführungen fanden 1820 in Treviso und 1822 in Genua statt. Die einzige Quelle, die letztlich auch die kritische Edition von Edoardo Cavalli und Maria Chiara Bertieri ermöglichte, ist eine nicht datierbare, nicht-autographe Partitur in der Bibliothèque Nationale de France in Paris. Dieser Quelle fehlt das Quintett aus dem zweiten Akt, das für die Aufführung in Bergamo von Elio Tanica, Rocco Tanica und Enrico Melozzi nachkomponiert wurde.

Was macht die Aufnahme des eher unbedeutenden Frühwerks nun so interessant? Hier lässt sich nachhören, wie Donizetti zu Beginn seine Karriere komponierte. Geschickt imitiert er den damals populären Rossini. Einflüsse seines Lehrers Giovanni Simone Mayr sind ebenfalls herauszuhören, aber schon hier gibt es die für ihn reiche melodische Erfindungsgabe, interessante Instrumental-Soli und liebliche Melodien im Übermass. Kurz gesagt: Hier ist zu hören, was sich im Laufe der Zeit zur Meisterschaft der Lucia di Lammermoor, des Don Pasquale, des Roberto Devereux, der Regimentstochter und anderer Meisterwerk entwickelte

Mit wunderbar vollem Mezzo gibt Gaia Petrone mit blitzsauberen Koloraturen eine lebhafte Sabina. Ein wunderbares Hornsolo begleitet sie in ihrer höchst musikalisch vorgetragenen grossen Szene («Sospiri del mio sen» und «Ristoro amabile d’un cor che geme»). Omar Montanari singt mit klarem, bestens beweglichen Bariton Sabinas Vater, den Bürgermeister Don Petronio. Fabio Capitanucci ist Trifoglio, der Schulmeister, den Sabina, wenn es nach ihrem Vater und ihrer Grossmutter Anastasia ginge, heiraten soll. Giorgio Misseri gibt mit schönem Tenore di grazia den Claudio. In den Höhen ist noch Luft nach oben, aber überzeugt wie «Dai suoi bei lumi» mit einer ausserordentlich gefühlvollen Interpretation. Mit leicht dramatischem Mezzo singt Manuela Custer Sabinas Grossmutter Anastasia. Claudia Urru als Rosaura und Daniele Lettieri als Anselmo ergänzten das Ensemble.

Das Orchestra Gli Originali unter musikalischer Leitung von Stefano Montanari spielt auf historischen und macht seiner hoch konzentrierten Spielfreude und hörbarer Leidenschaft zusammen mit den Solisten und von Fabio Tartari vorbereiteten Coro Donizetti Opera zum absoluten Hörvergnügen.

Bester Belcanto: Absolutes Hörvergnügen!

18.10.2021, Jan Krobot/Zürich

 

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