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CD GABRIELA MONTERO: Klavierkonzerte von Ravel und Montero – Orchid Classics

24.09.2019 | cd

CD GABRIELA MONTERO: Klavierkonzerte von Ravel und Montero – Orchid Classics

Die Pianistin Gabriela Montero, venezolanischer Herkunft, von 8 bis 18 in den USA und zwischendurch in London lebend, hat ein eigenes 30-minütiges Latin Concerto geschrieben. Sie will mit diesem ersten Klavierkonzert eine panamerikanische, also wohl ihre eigene Geschichte erzählen. Der dreisätzige Freuden- und Totentanzcocktail aus allerlei lateinamerikanischen Rhythmen (u.a. Mambo, Milonga, Salsa, Pyjarillo), Broadway‘schem Musicalsound sowie Jazz gemixt, allesamt in klassische Form gegossen, ist kompositorisch wenig originell, aber dennoch atmosphärisch dicht, temporeich und mitreissend geraten. Uraufgeführt wurde das Konzert am 20. März 2016 im Gewandhaus Leipzig mit dem MDR Sinfonieorchester unter Kristjan Järvi. Die gegenständliche Aufnahme entstand im Juli 2017 im Teatro del Lago in Chile.

Solistin und Orchester baden in rauschhaftem Überschwang, reüssieren aber auch im poetisch-lyrischen Innehalten. Feiern und Kater gehören ja irgendwie zusammen. Die bunte Großstadt-, Party- und Karnevalstimmung gerät im dritten Satz aus den Fugen. Das ‚Allegro Venezolano‘ soll nach einem turbulent quirligen Start symbolische Erinnerungen an übelwollende Kräfte, die dunkle Kunst der Magie akustisch evozieren und damit der „Geißel der Tyrannei“ kathartisch abschwören. Allerdings klingen die hierbei eingesetzten Dissonanzen ähnlich wie in Bernsteins „West Side Story“ trotz entfesseltem Schlagzeugeinsatz für heutige Ohren schaumgebremst. Die Musik ist nichtsdestoweniger reiz- und wirkungsvoll, das Andante mit romantischem Wechselspiel von Klavier und Oboe setzt im Mittelteil nach einem allzu faselschmeichlerischen Beginn à la Titelmusik zur ‚Onedin-Linie‘ auf die Kraft des argentinischen Tango. Das funktioniert immer. Montero als Solistin begeistert mit Temperament, prononcierter Spiellaune und einer natürlich authentischen Interpretation.

Das Klavierkonzert in G-Dur von Maurice Ravel ist der gut zu Monteros Klangwelten passende ältere Bruder. Wie sehr Ravel die Musik Gershwins liebte und verehrte, ist bekannt. Das Amalgam aus Jazz, baskischer Folkore und französischem Expressionismus liegt bei Gabriela Montero in guten Händen. Begleitet vom Orchestra of the Americas unter der musikalischen Leitung von Carlos Miguel Prieto überzeugt Gabriela Montero auch hier durch technische Brillanz, Ausdruckskraft und Emotion. Empfehlung!

Dr. Ingobert Waltenberger

 

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