Online Merker Logo

Die internationale Kulturplattform

CD FRIEDRICH II: FLÖTENSONATEN – Claudia Stein Flöte, Andreas Greger Cello, Alessandro De Marchi Hammerklavier; NAXOS

24.09.2020 | cd

 

CD FRIEDRICH II: FLÖTENSONATEN – Claudia Stein Flöte, Andreas Greger Cello, Alessandro De Marchi Hammerklavier; NAXOS

Es ist die große Stunde der Claudia Stein. Die Weltklasse-Musikerin, die schon als Studentin einen Vertrag als Flötensolistin mit der Staatskapelle Berlin einheimste, ist eine Allrounderin. Sie engagiert sich neben ihrer konzertierenden Tätigkeit vor allem auf die so essentielle pädagogische Arbeit, sei es als Vordenkerin des ersten Musikkindergartens, als Vortragende an der Akademie der Staatskapelle oder als Lehrende an der Barenboim-Said Akademie in Berlin.

Die biographische Verbindung zum Komponisten Friedrich II. stellt sich über dessen Flötenlehrer Johann Joachim Quantz (wie Claudia Stein ein Sachse) her, der den preußischen König unterrichtete und selber im Königlich Preußischen Hoforchester spielte, das 1918 nach dem Zusammenbruch der Monarchie zur Staatskapelle mutierte.

Der im Gegensatz zum erratisch strengen väterlichen Soldatenkönig Friedrich Wilhelm I. kunstsinnige wie weltgewandte Friedrich II. liebte die kammermusikalischen Abende auf seinem Potsdamer Schloss Sanssouci. Der König muss für einen „Amateur“ ein beachtlicher Flötenvirtuose gewesen sein, wenn man von den technischen Anforderungen der sechs – bei dreien davon (in a-Moll, in A-Dur und in g-Moll) handelt es sich gar um Weltersteinspielungen – auf dem neuen Album eingespielten Flötensonaten ausgeht. Insgesamt 120 überwiegend dreisätzige Flötensonaten hat Friedrich für nicht –öffentliche Zwecke komponiert. Galante langsame Sätze wechseln mit virtuos elegant verzierten schnellen Sätzen ab. Melodisch mag die eine oder andere Anleihe bei Johann Sebastian Bach oder Jean-Philippe Rameau genommen sein, und das von Quantz geschriebene Lehrwerk „Versuch einer Anweisung die Flöte traversiere zu spielen“ mag die Formen beeinflusst haben, Friedrich II. konnte der sich entwickelnden Stilrichtung einer neuen Empfindsamkeit durchaus mit einer persönlich gefärbten musikalischen Sprache beigetragen haben.

Was auf Friedrich zugetroffen haben mag (ein „starker voller Ton und viel Fertigkeit“ sind bezeugt), gilt ebenso sicher für das Spiel von Claudia Stein. Wenngleich der aus Cello (Andreas Greger, Solocellist der Staatskapelle Berlin) und Hammerklavier (Alessandro De Marchi, Cembalist, Pianist, Dirigent) bestehende Basso Continuo um ein feines harmonisches Fundament bemüht sind, werden sie im Vergleich zur hochexpressiven, sinnlich volltönenden Flötenartisterie der Claudia Stein zu gut meinenden Statisten. Und immerhin ist da ein Kapazunder wie Alessandro De Marchi am Werk, der nicht nur auf einem originalgetreuen Nachbau eines Silbermann Flügels aus dem Besitz des Königs spielt, sondern zudem mit seinem „Prélude in a-Moll“, den „Variationen über das Tempo giusto aus Friedrichs Sonate Nr. 24 in C-Dur“ sowie einem weiteren „Prélude in g-Moll“ kompositorisch das Programm der CD ergänzt.

Aufgenommen wurde diese für alle Freunde barocker Flötenmusik unverzichtbare CD im Apollosaal der Staatsoper Unter den Linden.

Dr. Ingobert Waltenberger

 

Diese Seite drucken