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CD: FRENCH MUSIC FOR THE STAGE – Estonian National Symphony Orchestra, Neeme Järvi

06.04.2021 | cd

CD: FRENCH MUSIC FOR THE STAGE – Estonian National Symphony Orchestra, Neeme Järvi

Estonian National Symphony Orchestra, Daniel-Francois-Esprit Auber,  Francois-Adrien Boieldieu, Leo Delibes, Jules Massenet, Ambroise Thomas, Neeme  Jarvi - French Music for the Stage - Amazon.com Music

Französische Bühnenmusik

Ein Bild für das Cover der vorliegenden Aufnahme zu finden, war sicher die einfachere Aufgabe als die, einen passenden Titel zu finden. Das Cover ziert nun ein Ausschnitt aus Edgar Degas «Der Vorhang». Der Titel «Französische Bühnenmusik» für eine Aufnahme von vier Ouvertüren, einer Zwischenaktmusik und einer Ballettmusik ist weniger gelungen.

Auf der Aufnahme vertreten sind die Ouvertüren zu «Raymond, ou Le Secret de la reine» von Ambroise Thomas (1851), zu «Fra Diavolo, ou L’Hôtellerie de Terracine» von Daniel-François-Esprit Auber (1830), zu «Le Calife de Bagdad» (1800) und «La Dame blanche» (1825) von François-Adrien Boieldieu, «Scène du bal»/»Vieille Chanson» (1882) zu «Le Roi s’amuse» von Léo Delibes und Jules Massenets «Espada» (1908).

Ambroise Thomas (1811-1896) gewann 1832 mit der Kantate «Hermann und Ketty» den Prix de Rome und hielt sich dann, der Rompreis war ein Stipendium, drei Jahre in Italien auf. 1837 debütierte er mit «La double Échelle» (Libretto von Eugène de Planard) als Opernkomponist. «Raymond, ou Le Secret de la reine» (1851) konnte sich nicht dauerhaft auf den Bühnen halten: die Ouvertüre macht aber Thomas Begabung für eingängige Melodien und wirkungsvolle Instrumentierung hörbar. «Fra Diavolo, ou L’Hôtellerie de Terracine» (1830) von Daniel-François-Esprit Auber (1782-1871) gehört zu jenen Opern, die viel zu selten im Spielplan auftauchen. Der Bruder Teufel, Fra Diavolo, war das erste Erfolgswerk von Auber und dem Librettisten Eugène Scribe. Vorbild ist eine historische Figur: Frau Diavolo war der Kampfname von Michele Pezza (1771-1806), einem Briganten und Kämpfer gegen Napoleon in Süditalien. François-Adrien Boieldieu (1775-1834) war Zeitgenosse Aubers und wie er von grosser Bedeutung für die französische Oper des 19. Jahrhunderts. Mit der Opéra comique «Le Calife de Bagdad» (1800) gelang Boieldieu der Durchbruch als Opernkomponist. Das Libretto zu Boieldieus Meisterwerk «La Dame blanche» (1825) war die erste wichtige Arbeit des Librettisten Eugène Scribe. Beide, Auber wie Boieldieu, waren Meister im Umgang mit den Klangfarben des Orchesters.

Das Schauspiel «Le Roi s’amuse» ist heute vor allem als Vorlage von Giuseppe Verdis «Rigoletto» (1851) bekannt, hat aber eine bewegte Geschichte. Uraufgeführt am 22. November 1832 wurde das Stück gleich verboten, denn die Zensur wertete die vom Hofnarren Triboulet, der dazu diente die Ungerechtigkeiten der zeitgenössischen Gesellschaft aufzuzeigen, gegen Franz I. gerichteten Beleidigungen als Angriff auf den regierenden Monarchen, den Bürgerkönig Louis Philipp. 1882, als Paris schon mindestens zwei Inszenierungen des «Rigoletto» gesehen hatte, kam es zu einer Wiederbelebung von «Le Roi s’amuse» an der Opéra comique. Aus diesem Anlass erhielt Léo Delibes den Auftrag die «Scène du bal»/»Vieille Chanson» zu komponieren.

«Espada» ist die letzte Ballettmusik Jules Massenets. Mit einem Marsch der Toreadoren und einer Kartenszene stark von Bizets «Carmen» inspiriert, wurde sie am 15. Februar 1908 in der Oper von Monte Carlo uraufgeführt.

Das Estonian National Symphony Orchestra unter Leitung von Neeme Järvi geht die französische Bühnenmusik hoch romantisch an. Etwas mehr Leichtigkeit statt breitem Klang und etwas lebendigere Tempi würden der Musik, gerade der Tanzmusik, und eine glücklichere Konzeption dem Album gut anstehen.

Schade um die Schaffenskraft.

05.04.2021, Jan Krobot/Zürich

 

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