CD FRANZ SCHUBERT „DIE SCHÖNE MÜLLERIN“ – André Schuen/Daniel Heide; Deutsche Grammophon
Schuen als geborener Schubert-Sänger – eine der schönsten „Müllerinnen“ ever!
Der Südtiroler Bariton André Schuen – zur männlich kräftigen Bassbaritonstimme korrespondieren als optische Markenzeichen eine dunkel wallende Haarpracht samt Kinnbärtchen – hat sich in der Welt der Oper einen Namen gemacht. Da hat er besonders seit seiner Mitwirkung in Nikolaus Harnoncourts Da Ponte Opern Trilogie im März 2014 mit dem Concentus Musicus Wien und Arnold Schoenberg Chor im Theater an der Wien als Figaro, Don Giovanni und Guglielmo Furore gemacht. Seither ist er als Mozart-Sänger weltweit gefragt. (Anm.: Die Videos des Harnoncourt Mozart Zyklus mit André Schuen werden nun nach und nach bei UNITEL als DVDs/Blu-rays herausgebracht).
Aber André Schuen, der an der Universität Mozarteum Salzburg Gesang sowie Lied und Oratorium bei Wolfgang Holzmair studierte, ist auch längst ein etablierter und begeisternder Liedsänger. Gemeinsam mit seinem Partner am Klavier Daniel Heide hat er bereits Lieder von Schumann, Wolf, Martin. Liszt und Schubert („Wanderer“) für das Label CAvi eingespielt. Nun legt er als Debütalbum beim renommierten Gelblabel Schuberts Zyklus „Die schöne Müllerin“ vor.
Es ist der richtige Zyklus zur richtigen Zeit. André Schuen gestaltet die Entwicklung vom jungen überschäumenden, vor Energie sprühenden Jüngling, der lebenstrunken in die Welt hinauszieht, um Liebe zu erfahren, sich nach Umarmung sehnt und auf Treue hofft, bis er tödlich daran scheitert, besonders glaubwürdig und fesselnd. Mit expressiver, bisweilen opernhafter Geste stürzt sich Schuen kopfüber in die ersten Lieder des Zyklus, vielleicht weniger differenzierend als andere große Kollegen vor ihm. Ich finde aber, dass gerade diese Euphorie, dieses emotionale Aufschäumen zu Beginn schließlich den extremen Bruch hin zur Melancholie, Aussichtslosigkeit und dem Ertrinken im Bach noch bestürzender erscheinen lässt.
Berührend und intensiv überwältigen im Kontrast zu so viel unbändiger Stimmkraft gerade die in wunderbarem Legato piano bis pianissimo gesungenen Lieder „Die liebe Farbe“ und „Des Baches Wiegenlied“. Ein Triumpf des Liedgesangs. Einfach himmlisch.
Daniel Heide als großartiger Mitgestalter begleitet animiert und technisch erstklassig. Von vereinzelten manierierten Temporückungen abgesehen, ersteht eine packende Geschichte vor unseren Ohren, frisch erzählt und intensiv empfunden. Als Höhepunkt heute möglichen Liedgesangs ist das Album unverzichtbar.
Dr. Ingobert Waltenberger