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CD / FRANZ SCHREKER: „DER FERNE KLANG“ OEHMS CLASSICS – OC 980

29.04.2021 | cd

CD / FRANZ SCHREKER: „DER FERNE KLANGOEHMS CLASSICS – OC 980

cover zu schreker der ferne klang

Das Team Damiano Michieletto/Paolo Fantin bescherte der Oper Frankfurt im März 2019 eine geniale Produktion der Oper „Der ferne Klang“ von Franz Schreker und zudem stets ausverkaufte Vorstellungen. Eine WA in der Folge-Spielzeit war durch die Corona-Pandemie nicht möglich, somit bleiben die Hoffnungen dieser vortrefflichen Szenerie bald wieder live begegnen zu können. Doch zuvor darf man sich eines Mitschnitts  des Labels Oehms Classics großzügig auf drei Silberscheiben verewigt, akustisch erfreuen.

Die tragische Liebe von Grete und Fritz, der erfolglose Komponist sucht sein Heil in der Ferne, verlässt die Braut, ein alkoholisierter Vater verhökert die Unglückliche an den Wirt, ein „Altes Weib“ verkuppelt sie an Männer. So nahm das Verhängnis seinen Lauf und das Mädchen avancierte nach 10 Jahren zum Star eines Edelbordells in Venedigs Lagune. Fritz inzwischen erfolgreich, berühmt begegnet „Greta“ erneut, verstößt  angewidert die Dirne, das Paar findet sich später wieder, Fritz schwer erkrankt stirbt in Gretes Armen. Franz Schreker setzte die Story in Töne, komponierte ein musikalisches Meisterwerk von spätromantischer Prägung unverkennbar  vom Melodienreichtum seiner Zeitgenossen beeinflusst.

Bevor ich die Protagonisten dieser grandiosen Einspielung rezensiere möchte ich in allererster Linie die orchestralen Aspekte dieser Einspielung beleuchten. GMD Sebastian Weigle gelang am Pult des Frankfurter Opern- und Museumorchesters ein fein dosiertes, unglaublich lebendiges, farbig höchst differenziertes Dirigat. Seine höchst konzentriert, in allen Instrumenten präzise aufspielenden Musiker folgten den Intentionen ihres Chefdirigenten beispiellos, formten ein exzellent bewältigtes strukturelles Klangbild. Beim zweiten Abhören der Aufnahme erschlossen sich mir erneute dynamische so dezidiert- gestaffelte Klangformationen in wunderbaren leuchtenden Farbschattierungen. Weigle verstand es auf sensible Weise die Impressionen sowie straffe Dramatik dieser Partitur in bestechender Form, atemberaubend-beeindruckender Qualität zu interpretieren.

Mit ihrem dunkel timbrierten in den Höhen prächtig aufleuchtenden Sopran verlieh Jennifer Holloway der Grete zwar nicht die lyrische mädchenhafte Anmut, jedoch der „Greta“  vokal dramatische, schillernde, exponiert-farbenprächtige Virtuosität. Ausdrucksstark gab Nadine Secunde mit reifem Sopran dem kupplerischen alten Weib diabolische Züge.

Der vertrackten Tenorpartie des Fritz begegnete Ian Koziara mit leidenschaftlichem Einsatz dank seines kräftigen Materials, ließ zuweilen in erregtem Vibrato die Stimme emotional erbeben und bewältigte seinen Part auf bestechende Weise. Mit warmgetöntem Bariton stand ihm der Freund Rudolf (Sebastian Geyer) kurz vor dem Finale hilfreich zur Seite.  Vortrefflich charakterisierten Dietrich Volle (Dr. Vigelius), Gordon Bintner (Graf), sowie herausragend Theo Lebow (Chevalier), Iain MacNeil (Baron). Markante Tongebungen schenkten Jurii Samoilov (Schmierenschauspieler), Hans-Jürgen Lazar (Individuum) ihren Partien.

Den weiteren kleinen Rollen gaben Anthony Robin Schneider (Wirt), Barbara Zechmeister, Magnus Baldvinsson (Eltern-Paar Graumann), Bianca Andrew (Milli/Kellnerin), Julia Dawson (Mizi), Kelsey Lauritano (Spanierin), Julia Moorman (Mary), Anatolii Suprun (Diener/Polizeimann)  vokales Profil sowie insbesondere der von Tilman Michael einstudierte, klangschön prächtig auf sehr hohem Niveau singende Frankfurter Opernchor.

Eine wunderbare sehr empfehlenswerte Einspielung, lässt mit Sicherheit das Herz eines jeden Opern-Liebhabers höher schlagen.

Gerhard Hoffmann                                     

 

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