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CD: FRANZ JOSEPH HAYDN: BARYTON TRIOS • TREASURES FROM THE ESTERHÁZA PALACE – Valencia Baryton Project

29.07.2021 | cd

CD: FRANZ JOSEPH HAYDN: BARYTON TRIOS • TREASURES FROM THE ESTERHÁZA PALACE – Valencia Baryton Project

«Endlichen wird ihme Capelmeister Haydn bestermassen anbefohlen sich selbsten embsiger alss bisshero auf die Compositionen zu legen»

Franz Joseph Haydn gilt mit nach heutigem Kenntnisstand mit 107 Sinfonien, 36 Solo-Konzerten, 52 Klavier-Sonaten, 265 Kammermusik-Werken und vielen Werken weiterer Gattungen als einer der produktivsten Komponisten der Musikgeschichte. Die 126 Baryton-Trios zählen mit Sicherheit zu den weniger bekannten Werken des „Vaters“ der klassischen Sinfonie und des Streichquartetts.

Für die hohe Anzahl Baryton-Trios ist Haydns Engagement am Hofe der Familie Esterházy in Eisenstadt verantwortlich. Fürst Paul II. Anton Esterházy stellte im Bestreben die Hofkapelle zu einem Repräsentationsinstrument auszubauen Haydn 1761 als Vize-Kapellmeister ein – mit dem gleichen Gehalt, das der amtierende, schon in hohem Alter stehende Kapellmeister Gregor Joseph Werner (1693-1766) erhielt. Am 17. Mai 1762 zog Fürst Nikolaus «Der Prachtliebende» als Nachfolger seines Bruders Fürst Paul II. Anton ins Eisenstädter Schloss ein. Im Juni erhöhte Fürst Nikolaus Haydns Gehalt um die Hälfte, denn Haydn erhielt nun, dem Beinamen seines Dienstherren und dem Alters Werners entsprechend, mehr zu tun. Der von Nikolaus forcierte Ausbau des Jagdschlosses Süttör zum Schloss Eszterháza, dem Versailles Ungarns, das auch ein Opernhaus erhielt, wie das hohe Alter Werners, brachten Haydn wesentlich mehr Arbeit: neben der Instrumentalmusik und der «Verwaltung» der Kapelle hatte er sich nun auch um die Oper und immer mehr auch um die Kirchenmusik, die eigentlich Gregors Sache war, zu kümmern. Im September 1765 kam es wegen des ungebührlichen Verhaltens eines Musikers zu einem Konflikt Haydns mit dem Hof-Intendanten (Spitzenfunktion in der Verwaltung des Majorates) Peter Ludwig von Rahier. Haydn konnte den Konflikt beilegen und wies selbstbewusst darauf hin nur einem Herrn, dem Fürsten, dienen zu können. Als sich im Oktober des gleichen Jahres Kapellmeister Werner beim Fürsten über Haydns Dienstauffassung beim Fürsten beschwerte, setzte es für Haydn einen Rüffel ab: «Endlichen wird ihme Capelmeister Haydn bestermassen anbefohlen sich selbsten embsiger alss bisshero auf die Compositionen zu legen, und besonders solche stücken, die man auf der Gamba spiellen mag, und wovon wir noch sehr wenig gesehen haben, zu Componiren um seinen Fleiss sehen zu können, …». Mit «Gamba» meinte Nikolaus das Instrument, das er selbst spielte, das Baryton, als Mischung von Viola da Gamba und Lirone ein Streichinstrument, das zusätzlich zu den Spielsaiten Resonanzsaiten besitzt, die mit der linken Hand gezupft werden können und ihm einen deutlichen Nachhall verleihen. So entstanden die 126 Trios für Baryton, Viola und Cello, üblicherweise gespielt von Fürst Nikolaus (Baryton), Haydn (Viola) und einem Mitglied der Kapelle (Cello).

Im Valencia Baryton Project haben sich Musiker aus dem Orchester des Palau de les Arts Reina Sofia in Valencia und dem Opera Orchestre National Montpellier zusammengefunden, um die gut 160 Werke, in denen Haydn das Baryton beschäftigt, aufzuführen. Für die vorliegende Aufnahme der Baryton-Trios Hob. XI: Nr. 9, 55, 58, 61, 69 und 87 haben sich als einer der wenigen Baryton-Spieler weltweit Matthew Baker, Estevan de Almeida Reis (Viola) und Alex Friedhoff (Cello) zusammengefunden. Die drei Musiker musizieren leidenschaftlich mit hörbarer Spielfreude und machen den Zuhörer mit einem gleichermassen raren wie interessanten Instrument bekannt.

Eine Entdeckung für neugierige Ohren!

28.07.2021, Jan Krobot/Zürich

 

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