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CD FRANZ JOSEPH AUMANN: Oratorium de Passione Domini nostri Jesu Christi; Accent Ein katholisches Passionsoratorium

11.03.2024 | cd

CD FRANZ JOSEPH AUMANN: Oratorium de Passione Domini nostri Jesu Christi; Accent

Ein katholisches Passionsoratorium

scv

Gunar Letzbor, umtriebiger Geiger, Pädagoge und langjähriger Konzertmeister u.a. von Clemencic Consort und Wiener Akademie, hat 1989 das Ensemble Ars Antiqua Austria nicht zuletzt mit dem Plan gegründet, einen spezifisch österreichischen Barockstreicherklang zu pflegen.

Was katholische Passionsmusiken anlangt, hat Letzbor bereits 2020 Johann Joseph Fux‘ Oratorium „Gesu Cristo negato da Pietro“ für Platte eingespielt. Solche Sepolcro-Oratorien wurden während der Passionszeit vor dem Heiligen Grab in der Hofburgkapelle aufgeführt. Opernaufführungen gab es in der Karwoche nicht zu hören, also musste auf geistliche Oratorien umgeswitcht werden.

Auch das hier erstmals aufgenommene Passionsoratorium des St. Florianer Komponisten Franz Joseph Aumann steht ganz in den Diensten von musikalischen Betrachtungen und religiös seelischer Wiederaufrichtung eines Sünders. Die Montage von Fragmenten und Stimmen zu einem Ganzen war laut Letzbor eine „Detektivgeschichte.“ Die Archive von St. Florian, aber auch von Aigen-Schlägl und vor allem Stift Admont leisteten hilfreiche Beiträge zu den akribischen Recherchen.

In deutscher Sprache (keine Bibelzitate, sondern Neudichtungen) ist jetzt nachzuhören, wie in der Gegenreformation Emotion und religiöse Introspektion mit sinnlich musikalischen Mitteln erreicht worden sind. Aumanns Passionsmusik beginnt nach der Kreuzigung, der Leidensweg Christi bleibt ausgespart. Im Grunde handelt es sich um eine Aneinanderreihung von Szenen, „Stimmungsbildern“, in denen Glaube, Liebe, Hoffnung auf die Trauergefühle eines hartgesottenen Sünders reagieren. Kurzen, wenig inspirierten Rezitativen stehen zwei Chöre, zwei Ariosi; ausgedehnte Arien im neapolitanischen Stil von Sünder, Glaube, Hoffnung, Liebe, ein Duett und ein Terzett gegenüber.

Die Besetzung mit dem Countertenor Alois Mühlbacher (Die Hoffnung), dem Tenor Markus Miesenberger (Die Liebe), dem Bassisten Alexandre Baldo (Der Sünder), zwei Solisten der St. Florianer Sängerknaben Fabio Alves Pereira, Kendrick Nsambang (Der Glaube) ist um Textverständlichkeit und Ausdruck bemüht. Bei den Verzierungen haperts manchmal (Arie „Laß den Glauben in dir erwachen“), auch über manch eigentümliche Portamenti der Sängerknaben kann man kaum hinweghören. Dafür gibt es ein reizvolles Duett zwischen Countertenor und Altus (Glaube, Hoffnung) zu entdecken.

Am besten gefällt die Streichergruppe, die wirklich einen ganz spezifischen Klang zu kreieren vermag. Mit dieser kleinen, dunkel samtig aufspielenden Streichergruppe samt Orgel gelingt vor allem die zweiteilige Einleitung ‚Introductio, Adagio-Fuga‘ mit ihren aufregend kühnen Harmonien ganz hervorragend gut. Auch manch virtuose, ganz in spätbarocker Manier expressiv gestaltete instrumentale Begleitung (“Wenn man sieht die Erde zittern“) überrascht.

Dr. Ingobert Waltenberger

 

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