CD: FRANCO FAGIOLI: ANIME IMMORTALI • Kammerorchester Basel, Daniel Bard

 Unsterbliche Seelen

Countertenor Franco Fagioli legt unter dem Titel «Anime Immortali» («Unsterbliche Seelen») beim Label Pentatone ein Mozart-Album vor. Begleitet wird er vom Kammerorchester Basel unter Daniel Bard.

Zu Mozarts Zeiten war es üblich, dass die Interpreten der Partien einer neuen Oper dem Komponisten bekannt waren, als «massgeschneidert» komponiert wurdeWährend in Italien und Grossbritannien noch Kastraten auftraten und für sie komponiert wurde, waren sie in Mitteleuropa auf dem Rückzug. Hohe Männerstimmen kamen erst mit den Countertenören wieder auf. Werke wie die Da Ponte-Opern oder die Zauberflöte sind mit Kastraten auch nur schwer vorstellbar.

Die eingespielten Stücke komponierte Mozart für die Kastraten Venanzio Rauzzini (1746-1810; «Lucio Sila», KV 135 und «Exsultate, jubilate», KV 165), Tommaso Consoli (1753-ca. 1810; «La finta giardiniera», KV 196), Domenico Bedini 1745 – 1795 («La clemenza di Tito», KV 621) und für die Sopranistin Elisabeth Distler (1769-1789; «Davide penitente», KV 469).

Wie auf der Bühne zieht Fagiolis klare, frische, lebendige Stimme den Zuhörer sofort in ihren Bann und kann mit grosser Textverständlichkeit punkten. Die Stimme kommt besonders gut in den frühen Werken, die der zeitgenössischen Opera seria noch deutlich näherstehen. Hier kann Fagioli die der Gattung immanente Statik mit seiner höchstvirtuosen Interpretation der Arien gut aufbrechen. Trotz aller Perfektion Fagiolis bleibt bei den Arien aus «La clemenza di Tito». Mag das Textbuch auch aus einer anderen Zeit, von Metastasio stammen, Mozarts Stil ist hoch modern und hat die Ästhetik, die mit den Kastraten in Zusammenhang steht, schon lang hinter sich gelassen.

Das Kammerorchester Basel unter Daniel Bard ist Fagioli ein klangstarker, quicklebendiger Begleiter, der ihn behutsam durch die Aufnahme trägt.

Hochgenuss!

25.04.2023, Jan Krobot/Zürich