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CD: Foreign Masters Max Volbers (Blockflöte), Alexander von Heissen (Cembalo). Berlin Classics, 0303407BC

18.11.2024 | cd

CD: Foreign Masters Max Volbers (Blockflöte), Alexander von Heissen (Cembalo). Berlin Classics, 0303407BC

Virtuosität und Vielstimmigkeit: „Foreign Masters“ von Max Volbers und Alexander von Heißen

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Das neue Album von Berlin Classics „Foreign Masters“, eingespielt von Max Volbers (Blockflöte) und Alexander von Heißen (Cembalo), taucht tief in eine faszinierende Epoche ein. Die pulsierende Metropole London in der Zeit des 18. Jahrhunderts ist ein Magnet für Künstler aus ganz Europa, ein Ort, an dem musikalische Einflüsse aus Italien, Frankreich und Deutschland aufeinandertreffen. Die beiden Musiker präsentieren eine kluge Auswahl von Werken, die den musikalischen Kosmopolitismus der damaligen Zeit widerspiegeln – virtuos, ideenreich und voller Klangfarben.

Max Volbers, mehrfach preisgekrönt und als Allrounder der Alten Musik bekannt, zeigt sich auf diesem Album einmal mehr als außergewöhnlicher Virtuose und Kenner historischer Aufführungspraxis. Ihm zur Seite steht Alexander von Heißen, ein Cembalist, der sich durch kreative Continuo-Arbeit und technische Brillanz auszeichnet. Die beiden Musiker ergänzen sich perfekt und lassen den Eindruck eines großen Ensembles entstehen, obwohl nur zwei Instrumente zum Einsatz kommen.

Auf dem Album finden sich Stücke von bekannten Größen wie Händel und Corelli, aber auch von weniger vertrauten Namen wie Francesco Barsanti, Giovanni Stefano Carbonelli und Giuseppe Sammartini. Zudem gibt es eine anonym überlieferte Melodie und ein paar musikalische Raritäten, die die Klangvielfalt des barocken Londons auf beeindruckende Weise repräsentieren.

Im Folgenden einige der Höhepunkte des Albums:

Die Sonate von Giuseppe Sammartini beeindruckt durch ihre melodische Klarheit und ihren virtuosen Anspruch. Max Volbers spielt hier eine Quartflöte in B, deren helle, silbrige Klangfarbe die Kontraste der einzelnen Sätze wunderbar zur Geltung bringt. Besonders das Finale, mit zwei Menuetten, strotzt vor Spielfreude und technischer Brillanz. Die lebendige Continuo-Begleitung von Heißen gibt der Interpretation zusätzlichen Schwung.

Arcangelo Corellis berühmte Violinsonate, hier in einer Bearbeitung für Blockflöte, erhält durch Volbers‘ klare Artikulation und klangsinnliche Phrasierung eine neue Frische. Das Adagio des ersten Satzes ist von erhabener Eleganz, während das abschließende Allegro durch eine tänzerische Leichtigkeit und Präzision besticht. Das Zusammenspiel der beiden Musiker ist hier besonders beeindruckend einfühlsam aufeinander abgestimmt.

Barsantis Arrangement eines traditionellen schottischen Liedes bringt eine ganz andere Klangwelt ins Spiel. Die Renaissance-Tenorflöte, die Volbers hier verwendet, vermittelt einen archaischen, fast mystischen Charakter. Von Heißen begleitet diese intime Melodie auf einer Truhenorgel, was dem Stück eine berührende Schlichtheit und Tiefe verleiht.

Ein Höhepunkt des Albums ist zweifellos Alexander von Heißen in einem sehr beeindruckenden Cembalosolo von William Babell. Dieses Werk, eine Virtuosenshow sondergleichen, verlangt eine schier unglaubliche Fingerfertigkeit. Von Heißen meistert diese Herausforderung mit scheinbar müheloser Eleganz und einem Gespür für barocke Dramatik, das die Zuhörer in Atem hält.

Das selten zu hörende Claviorganum, eine Mischung aus Cembalo und Orgel, entfaltet in Giovanni Stefano Carbonellis Sonate eine ungewöhnliche Wirkung. Die Kombination mit der warmen, ausdrucksstarken Blockflöte schafft eine Klangwelt, die reich an Farben und überraschenden Wendungen ist. Der betont spielerische Dialog zwischen Flöte und Claviorganum bleibt im Ohr.

Volbers und von Heißen verstehen es, historische Musik lebendig werden zu lassen. Jede Note klingt durchdacht, jede Phrase ausdrucksstark gestaltet. Dabei fällt besonders die differenzierte Klangarbeit auf: Die Wahl der Instrumente – insgesamt zehn verschiedene Blockflöten, mehrere Cembali, Orgel und Claviorganum – eröffnet ein beeindruckendes Klangspektrum, das sowohl die Intimität der Kammermusik als auch die Pracht barocker Feste spürbar macht. Das Spiel ist stets von Präzision, technischer Meisterschaft und musikalischem Einfühlungsvermögen geprägt.

Die feine Aufnahmetechnik ist dem Instrumentalklang nahe, sodass ein direktes, persönliches Klangpanorama entsteht.

Mit „Foreign Masters“ legen Max Volbers und Alexander von Heißen ein Album vor, das sowohl Alte-Musik-Enthusiasten als auch neugierige Hörer begeistern dürfte. Der kluge dramaturgische Aufbau, die Virtuosität und die Vielfalt der Instrumente machen diese Aufnahme zu einem wahren Kleinod. Die Musiker nehmen ihre Hörer mit auf eine Reise ins barocke London – mit einem musikalischen Gepäck voller Überraschungen und Kostbarkeiten.

Dirk Schauß, im November 2024

Foreign Masters

Max Volbers, Blockflöte

Alexander von Heissen, Cembalo

Berlin Classics, 0303407BC

 

 

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