CD: FLAUTO E VOCE – Jan Nigges, Sybilla Elsing, Baroque Avenue, Jan Nigges
„Ein Lully wird gerühmt; Corelli lässt sich loben; Nur Telemann allein ist übers Lob erhoben.“
„Ein Lully wird gerühmt; Corelli lässt sich loben; Nur Telemann allein ist übers Lob erhoben.“
Unter dem Titel «Flauto e voce» legt der Blockflötist Jan Nigges mit dem Ensemble Baroque Avenue und der Sopranistin Sybilla Elsing eine CD zum Thema «Virtuose Kammermusik des deutschen Spätbarock im „vermischten Geschmack“» vor. Georg Philipp Telemann war zu Lebzeiten berühmter als Bach oder Händel, weil es ihm in der Sicht seiner Zeitgenossen am besten gelang, den französischen Musikgeschmack und die «maniera italiana» zu vereinigen. Dieser „vermischten Geschmack“ wurde zum Inbegriff deutscher Nationalmusik und Telemann galten vielen als deren Hauptvertreter. So erklärt sich Johann Matthesons Äusserung über Telemann: «Ein Lully wird gerühmt; Corelli lässt sich loben; Nur Telemann allein ist übers Lob erhoben.»
Im Zentrum der Aufnahme stehen drei Komposition von Georg Philipp Telemann (1681-1767), deren Primadonna entweder die Flöte oder die Flöte und die menschliche Stimme sind. Die «Ouvertüre (Suite) a-Moll für Blockflöte, Streicher und Basso continuo» (TWV 55: A2) umfasst neben der Ouvertüre verschiedene Tanzsätze und als Höhepunkt eine «Air à l’Italien», ein «Aria da capo» ganz nach italienischem Muster für die Blockflöte. Dreimal tritt die menschliche Stimme als Partnerin der Blockflöte auf: in der Arie (für Sopran, Blockflöte und Basso continuo) “O, wer kann die Liebe sagen” aus der Kantate «Daran ist erschienen die Liebe Gottes» (TVWV 1:165), in der Arie (für Sopran, Blockflöte und Basso continuo) «Mich tröstet die Hoffnung» aus dem Opernintermezzo «Der geduldige Sokrates» (TWV 21:9) und in der Arie (für Sopran, Flautino, zwei Violinen und Basso continuo) «Va godendo vezzoso e bello» aus der Georg Friedrich Händels (1685–1759) «Serse» (HWV 40). Das «Concerto pastorale in F-Dur für zwei Blockflöten, Streicher und Basso Continuo» von Johann Christoph Pez (1664-1716) und das erst vor kurzem wiederentdeckte «Konzert in F-Dur für Blockflöte, Streicher und Basso continuo» von Johann Friedrich Fasch (1688-1758) runden die Silberscheibe ab. Pez Concerto pastorale enthält eine Abfolge französischer wie italienischer Tänze und ist somit nochmal ein Beispiel des gemischten Stils.
Jan Nigges und das Ensemble Baroque Avenue musizieren hoch virtuos mit wunderbar feinem Klang. Etwas verhalten gelingen die Beiträge der Sopranistin Sybilla Elsing.
Wunderbare Kammermusik!
30.01.2021, Jan Krobot/Zürich