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CD „FIGARO? SÍ! ROSSINI“ – FLORIAN SEMPEY und MARK MINKOWSKI entzücken mit einem spritzigen Gute-Laune-Album; Alpha Classics

04.05.2022 | cd

CD „FIGARO? SÍ! ROSSINI“ – FLORIAN SEMPEY und MARK MINKOWSKI entzücken mit einem spritzigen Gute-Laune-Album; Alpha Classics

Schallplatten-Solo-Debüt des aktuell aufregendsten frz. Koloraturbaritons

61yrpfbohal. sl1200

„Ich möchte seine Musik mit einer Achterbahn vergleichen. Auf eine lange ruhige Strecke folgt eine Beschleunigung, die uns in einen Wirbel von Loopings, Spiralen stürzt, bis eine neue gerade Strecke wieder eine gelassenere, ruhigere Atmosphäre herstellt.“ Florian Sempey über Rossini

Mozart und Rameau kann er, Donizetti und Gounod ebenso. Aber den Vogel hat der französische Mittdreißiger, der mit 21 Jahren als Papageno an der Oper von Bordeaux debütierte, bisher mit dem Figaro in Rossinis „Il barbiere di Siviglia“ abgeschossen. Den sang und singt er landauf, landab, u.a. in Toulouse, Bordeaux, Barcelona, München, in Rouen oder Sanxay. Ein begnadeter Komödiant („dem alle Vulgarität fremd ist“) ist dieser Sempey, dem es mit rein stimmlichen Mitteln gelingt, einer Figur mit charakterlicher Kontur, Ironie, Doppelbödigkeit und prallem Leben zu erfüllen.

Die Begabung für stilkundigen Belcanto und Sempeys Vorliebe für Rossinis Buffo-Opern tragen ungemein zum Gelingen dieses pfefferigen Recital Debüts bei Alpha Clasics bei. „Die Arien Rossinis, des französischsten der Italiener sind auf Florian Sempey, den italienischsten der Franzosen, förmlich zugeschnitten“, attestiert immerhin Roselyn Bachelot-Narquin, Kulturministerin Frankreichs dem Sänger.

Wie kam es dazu? Rossini war der erste Komponist, der dem Dreikäsehoch Florian ein Begriff war. Warum? Eine Büste des Komponisten (auf dem Plattencover abgebildet) zierte den Flur seines Zuhauses. Klar, dass der Bub wissen wollte, wie die Musik dieses Herrn Rossini klingt, nachdem er endlich den Namen auf dem Schild buchstabieren konnte. Als er den „Il barbiere di Siviglia“ mit Cecilia Bartoli und Gino Quilico und kurz darauf die Ouvertüre zur Oper „L’italiana in Algeri“ “ hörte, war es um ihn getan. So unterhaltsam das Ergebnis für unsere Ohren auch klingen mag, Rossini hält jedoch nicht wenige sängerische Herausforderungen bereit. Sempey spricht in diesem Genre von einer Hohen, ja strengen Schule des Gesangs, Rossini verlangt zudem höchste Präzision.

Das Programm des Albums spiegelt den aktuellen Stand der Karriere des höhenlastigen Baritons wider. Über eine vom Timbre her übermäßig schöne Stimme verfügt Sempey nicht, aber welch Gestaltungskraft, welcher Sprachwitz, welch Moussieren und welche Farbfeinabstimmung.

Neben der titelgebenden Arie des Figaro finden sich bekannte Stücke aus „La Cenerentola“ und „L’italiana in Algeri“. Sempey hat aber auch ausgesprochene Raritäten ins Programm genommen wie die Arie des Germano aus der Oper „La Scala di seta“ oder die Arie des Don Parmenione aus „L’Occasione fa il ladro“.

Sempey hat aber nicht nur Arien auf der CD eingespielt, sondern auch Duette von Figaro und Rosina „Ma dite, signor Figaro! Dunque io son“ aus „Il Barbiere di Siviglia“, von Dandini und Don Magnifico „Un segreto d’importanza“ aus „La Cenerentola“ und von Isabella und Taddeo „Ai capricci della sorte“ aus „L’italiana in Algeri“. Die Mezzosopranistin Karine Deshayes ist dabei eine quirlige Rosina uns Isabella, während Nahuel di Pierro seinen mächtigen Bass der Rolle des Dandini leiht.

An der CD ist erfreulicherweise auch rein musikalisch gefeilt worden, nicht zuletzt weil Mark Minkowski und das Orchester Bordeaux Aquitaine Rossini abseits jeder Routine in Belangen von Dynamik, Klangcharakter und Tempogestaltung agieren.

Fazit: Wie sagt Sempey so schön: „Wir brauchen alle von Zeit zu Zeit frische Luft, Freude und Champagner!“ Wie wahr. Hier haben wir die passende Musik dazu.

Dr. Ingobert Waltenberger

 

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